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True Crime: Verwesungs-Mikroben weisen auf Todeszeitpunkt hin

Die Mikroorganismen auf der Haut könnten verraten, seit wann ein Mensch tot ist. Das »Thanatomikrobiom« verändert sich nämlich mit der Zeit auf ganz typische Weise.
Ein menschlicher Schädelknochen liegt im bräunlichen Laub eines Waldes
In wenigen Monaten wird eine Leiche an frischer Luft zum Skelett – bei einer Erdbestattung dauert es etwa achtmal so lange.

Nach dem Tod gehen sämtliche Körperzellen nach und nach zu Grunde. Zugleich besiedeln Milliarden neuer Mikroben den Leichnam. Forschende um Jessica Metcalf von der Colorado State University entdeckten nun auf der Haut von Verstorbenen eine mikrobielle Signatur der Verwesung, die verrät, wie viel Zeit seit dem Ableben vergangen ist. Wie sie in der Fachzeitschrift »Nature Microbiology« berichten, ist dieser Anteil des so genannten »Thanatomikrobioms« an unterschiedlichen Orten und zu unterschiedlichen Jahreszeiten recht konstant, dafür verändert er sich im Lauf des Verwesungsprozesses in charakteristischer Weise. Die Mikrobengemeinschaft könnte Forensikerinnen und Forensikern so in Zukunft dabei helfen, den Todeszeitpunkt von Menschen zu bestimmen.

Die Fachleute erstellten eine Art Atlas der Zersetzung mit den an den jeweiligen Schritten beteiligten Arten. Dazu ließen sie Leichname von 36 Personen, die ihre sterblichen Überreste für wissenschaftliche Zwecke gespendet hatten, kontrolliert an frischer Luft verwesen. Das Team platzierte jeweils zwölf von ihnen gleichmäßig über das Jahr verteilt in drei »Body Farms« in den Vereinigten Staaten, in denen unterschiedliche klimatische Bedingungen herrschten – im warm-trockenen Grand Valley in Colorado, am Rand des feuchtwarmen Sam Houston National Forest in Texas und im subtropischen Knoxville in Tennessee.

Über einen Zeitraum von 21 Tagen nahmen die Fachleute regelmäßig Proben von der Haut im Gesicht und der Hüftregion sowie vom umliegenden Erdreich der entkleideten, auf dem Rücken liegenden Körper. Deren mikrobielle Bestandteile bestimmten sie anhand der enthaltenen Gene für einen RNA-Baustein des Ribosoms. In den Proben wiesen sie eine Mikrobengemeinschaft nach, die unabhängig von Standort und Jahreszeit auftrat. Diese besteht aus Bakterien und Pilzen, die sich nahezu exklusiv in und um Kadaver ansiedeln – und verändert sich mit der Zeit auf typische Weise. Mit Hilfe von maschinellem Lernen konnte die Arbeitsgruppe aus der Zusammensetzung der Artengemeinschaft einen wahrscheinlichen Todeszeitpunkt errechnen.

Die Autoren und Autorinnen vermuten, dass die Keime über Insekten von einem verwesenden Körper zum nächsten gelangen. Sie untersuchten die Proben zudem auf Stoffwechselprodukte und leiteten daraus ein Netzwerk an wechselseitigen Beziehungen zwischen den dort gedeihenden Organismen ab. Offenbar teilen diese vorhandene Ressourcen miteinander; die Ausscheidungen der einen Art liefern mitunter die Grundlage für das Wachstum der nächsten. So entsteht eine dynamische, aber trotzdem stabile Gemeinschaft miteinander wechselwirkender Mikroben, die den Verwesungsprozess vorantreibt.

Noch gelingt es dem Modell lediglich, den Todeszeitpunkt auf drei Tage genau um das tatsächliche Sterbedatum eingrenzen. Die Forschenden hoffen jedoch, dass künftige Studien es weiter schärfen werden, indem sie Faktoren miteinbeziehen, die den Verwesungsprozess beeinflussen. Das könnte forensischen Teams ein neues Werkzeug liefern, das ihnen bei der Analyse menschlicher Überreste hilft.

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