Artenschutz: Forscher enthüllen Ausmaß des Wildtierhandels
Trotz Bemühungen, den internationalen Handel mit Reptilien zu regulieren, können noch immer tausende Arten oft kaum überwacht über das Internet bestellt werden. Wie ein Team um Alice Hughes von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften ermittelte, sind gut 3900 Reptilienspezies online erhältlich. Das sind rund 36 Prozent der weltweit bekannten Arten, wie die Forscher im Fachmagazin «Nature Communications» berichten.
Drei Viertel des Handels entfallen demnach auf Reptilien, die nicht unter internationale Vorschriften fallen. 90 Prozent von ihnen wurden in freier Wildbahn gefangen. Da Händler auch gefährdete Arten wie die Gesprenkelte Kapschildkröte (Nomus signatus) und das Seychellen-Tigerchamäleon (Calumma tigris) anbieten, gebe es ganz offensichtlich Lücken in der Regulierung des Wildtierhandels, schreiben die Wissenschaftler.
Der Studie zufolge haben Händler bei mindestens 21 Arten gezielt die Wildpopulation besammelt. Auslöser dafür waren offenbar Erstbeschreibungen in wissenschaftlichen Fachaufsätzen, durch die sich die Tiere aufspüren ließen. Auch etliche andere Populationen seien im Zuge des übermäßigen Fangs für den Handel geschrumpft.
Für ihre Auswertung haben die Wissenschaftler Daten von rund 150 Online-Reptilienhändlern mit Informationen der zwei internationalen Datenbanken für den Handel mit Wildtieren abgeglichen (CITES und LEMIS). Vietnam scheint demnach die Hauptquelle für einige der am stärksten bedrohten Arten zu sein. Aus Europa und Nordamerika stammen hingegen die meisten Käufer.
Laut den Autoren könnten bestimmte Reptilienarten zu den nächsten Opfern der anhaltenden Biodiversitätskrise werden, wenn die Auswirkungen des zwar legalen, aber unregulierten Handels nicht abgemildert werden. Tierschutzorganisationen warnen schon lange vor dem Kauf von Reptilien: Viele Tiere würden bereits beim Transport oder beim Händler sterben. Und auch wild lebende Populationen seien durch die im Internet geweckte Nachfrage bedroht. (dpa/rga)
Anmerkung: In einer früheren Version des Textes hieß es, bei mindestens 21 Arten seien die Wildpopulationen wegen des Handels ausgelöscht worden. Ob dies wirklich so ist, ist jedoch unklar. Wir haben den Text daher an der entsprechenden Stelle präzisiert.
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