Schlachtfeldarchäologie in Niedersachsen: Forscher freuen sich über römische Eisenaxt
Im 3. Jahrhundert n. Chr. waren römische Legionen tief ins freie Germanien eingedrungen, um den Angriffen und Plünderungen der Alamannen ein für alle mal ein Ende zu bereiten. Dass sie dabei bis in Gebiete nahe dem heutigen Northeim in Südniedersachsen – mehr als 400 Kilometer vom Limes entfernt – vorgestoßen waren, legte 2008 die sensationelle Entdeckung eines Schlachtfelds am Harzhorn nahe. Doch nun lieferten Neufunde eindeutige Hinweise auf das genaue Datum und die Teilnehmer der Schlacht – und belegen endgültig, dass sich die Römer nicht, wie bislang angenommen, nach der vernichtenden Niederlage in der Varusschlacht 9 n. Chr. gänzlich aus rechtsrheinischem Feindesland zurückgezogen hatten, sondern unter Kaiser Maximinus Thrax im Jahr 235 n. Chr. zu einer neuen Offensive gestartet waren.
Seit Auffindung des Schlachtfelds am Harzhorn erkundeten die Grabungstechniker Thorsten Schwarz und Michael Brangs unter Leitung von Archäologen des Niedersächsischen Landesamts für Denkmalpflege in Hannover die Umgebung – und konnten jüngst ungefähr drei Kilometer entfernt einen weiteren Ort des Gefechts ausmachen. Die Forscher bargen dort zahlreiche Waffen und Werkzeuge, darunter eine beinahe zwei Kilogramm schwere römische Pionieraxt, die sich nach der Restaurierung als Sensationsfund entpuppte: Auf der spätrömischen "Dolabra" fand sich die eingeritzte Buchstabenfolge "LEG IIII SA". "Die Inschrift zeigt, dass mit ziemlicher Sicherheit eine vierte Legion oder zumindest eine Abteilung dieser Legion an diesem Feldzug teilgenommen hat", erklärt Schwarz. Wie Historiker vermuten, handelt es sich dabei um die vierte Legion der "Flavia Severiana Alexandriana", die der antiken Überlieferung zufolge unter Kaiser Maximinus Thrax an einer Schlacht gegen Germanenstämme beteiligt war.
Darüber hinaus stießen die Archäologen auf zwei vollständig erhaltene römische Wurfspeere (pilum), ein Helmfragment und weitere Waffen, die allesamt deutliche Kampfspuren aufweisen. "Man hat das Gefühl, dass die Römer, im Gegensatz zur wahrscheinlich offensiven Operation am Harzhorn, an dieser Stelle eher in die Defensive geraten waren", so Schwarz. "Auf jeden Fall liefern uns die Waffenfunde den eindeutigen Nachweis, dass hier eine römische Infanterie kämpfte."
Der Schriftsteller Herodianos (um 178 -250 n. Chr.) sowie die Autoren der "Historia Augusta", römischen Kaiserbiografien, berichten nur Weniges von einer Schlacht 235 n. Chr. auf germanischem Gebiet. Von Mainz aus soll Maximinus Thrax mit seinen Soldaten in die germanischen Gebiete aufgebrochen sein. Bis wohin, blieb in der Geschichtsschreibung allerdings unklar – einzig eine große "Schlacht im Moor" wird erwähnt, von der die Forscher nun annehmen, dass es sich um das Gefecht am Harzhorn gehandelt hat.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben