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Tropenkrankheiten: Forscher stressen resistente Malaria zu Tode

Gegen die tödlichste Krankheit der Welt geht der Medizin gerade die Munition aus. Also müssen Forscher tricksen, um das Letzte aus den letzten Medikamenten zu kitzeln.
Malaria-Parasiten in roten Blutkörperchen

Eine der letzten Wunderwaffen gegen gefährliche Malaria wird gerade sehr schnell stumpf, wie die WHO seit einiger Zeit warnt: Auf dem einst aus Beifußgewächsen isolierten Pflanzenstoff Artemisinin beruhende Präparate wirken zwar noch gegen manche multiresistente Erreger, immer mehr der besonders gefährlichen und schwer zu behandelnden Tropenparasiten sind aber auch gegen diesen Wirkstoff mittlerweile immun. Wie diese Parasiten dem Mittel entgehen, war nicht ganz klar; schon weil Mediziner noch immer gar nicht genau wissen, auf welche Weise Artemisinin die Malariaerreger schädigt. Vielleicht gibt es aber einen ganz einfachen Weg, mit dem Tropenmediziner sich Zeit kaufen können, meint nun ein Forscherteam in einer aktuellen Studie: Die Artemisininprodukte können womöglich mit einiger Erfolgsaussicht schlicht länger eingesetzt werden, um den Erregern nachhaltiger zu schaden. Zudem glauben die Forscher, mehr über den Wirkungsmechanismus des Malariamittels gelernt zu haben – und darüber, wie man die Wirkung von Artemisinin mit anderen Medikamenten zusätzlich verstärken kann.

Die Wissenschaftler erkannten zunächst, dass die einzelligen Plasmodium-Malariaerreger unter dem Einfluss von Artemisinin eine Stressreaktion zeigen: Sie stoppen in einer Art Notfallprogramm die Produktion von Proteinen und aktivieren zelluläre Räumkommandos, die defekte Eiweiße aufspüren und abbauen. Als Nebeneffekt und bei Überforderung des Programms sammeln sich allerdings allmählich tödliche zelluläre Abfallberge an. Ebendieses Stressprogramm funktioniert bei multi- und artemisininresistenten Plasmodium-Erregern etwas anders: Unter anderem eine bestimmte Mutation sorgt offenbar dafür, dass sich die störende Berge von als Müll etikettierten Proteinen langsamer anhäufen.

Das bedeutet allerdings, dass Artemisinin durchaus auch auf die resistenten Plasmodien wirkt, nur eben nicht so rasch. Die Forscher schlagen daher vor, die Mittel bei Patienten länger zu verschreiben, um doch eine Wirkung auch bei den Erregern zu erzielen, die zunächst nicht geschädigt scheinen: Die Standardbehandlung soll auf vier Tage zu verlängert werden. Tatsächlich hatte man bei Versuchen in Artemisininresistenzgebieten (etwa in Kambodscha) schon herausgefunden, dass eine Verlängerung der Medikamentengabe den Heilungserfolg erhöhen kann.

Zudem könnte man zusätzlich andere Wirkstoffe einsetzen, wie erste Experimente der Forscher zeigen: Denn Proteasom-Hemmstoffe verhindern zusätzlich die Entsorgung von fehlerhaftem Proteinmüll und greifen Artemisinin so unter die Arme. Es existieren zudem schon für den Menschen zugelassene Proteasom-Hemmer wie das in den USA unter Auflagen zugelassene Carfilzomib, die gegen bestimmte Krebsformen entwickelt werden. Solche Mittel könnten auch helfen, die multi- und artemisininresistenten Plasmodien noch eine Weile in Schach zu halten.

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