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Fotochemie: Forscher wollen ausbleichendes Van-Gogh-Gelb schützen

Seineufer (V. van Gogh, 1887)
Das berühmte Sonnenblumengelb van Goghs und seiner Künstlerkollegen wird im Laufe der Jahrhunderte immer mehr zu einem unansehnlichen Braun. Dieser Prozess kann aber womöglich gestoppt werden, glauben nun Forscher aus Belgien, Holland und Frankreich, nachdem sie die chemischen Prozesse zwischen der verwendeten Farbe und Sonnenlicht analysiert haben und die chemischen Hintergründe der Verfärbung genauer verstehen.

Verfärbung von "Seineufer" | Die Illustration verdeutlicht, wie sich die Verfärbung des Van-Gogh-Gemäldes "Seineufer" auswirkt: links und rechts sind die Bilder künstlich verfärbt worden, um den Originalzustand und den wahrscheinlichen Farbton des Bilds im Jahr 2050 darzustellen. Eingeklinkt ist eine elektronenmikroskopische Aufnahme der Farbpigmente.
Dass sich einige Farbtöne wie das Chromgelb impressionistischer Meisterwerke verfärben, wird bereits seit dem 19. Jahrhundert beobachtet. Wie dramatisch die Veränderung fortschreitet, ist aber unterschiedlich und hängt wohl vor allem von den Farbmischgewohnheiten der Künstler ab, berichten Letizia Monico von der Universität in Perugia in Italien und ihre Kollegen.

© ESRF/van Gogh Museum
Probenentnahme
Das Video zeigt die Entnahme von Mikroproben aus Van Goghs "Seineufer" von 1887. Die Farbpartikel wurden anschließend in der Synchrotron Radiation Facility im französischen Grenoble untersucht.
Das Team kam zu diesem Schluss nach der Analyse von drei Farbtuben, die aus dem Nachlass bedeutender Künstler stammen. Die Forscher belichteten die alten Chromgelb-Proben zunächst drei Wochen lang mit intensivem UV-Licht. Dabei erwies sich besonders das Gemisch des 1913 gestorbenen flämischen Fauvisten Rik Wouters als sehr anfällig und verfärbte sich in den typischen Braunton, den verschiedene Gemälde im Laufe von Jahrzehnten nach und nach annehmen. Mit verschiedenen Röntgenanalysen konnten die Forscher schließlich herausfinden, welche chemischen Prozesse in den Farbschichten abliefen: Offenbar reduziert die Bestrahlung in den oberen Schichten des Farbauftrags die Chromatome des Gelbs – und aus Chrom-IV- werden Chrom-III-Verbindungen.

Gemäldeprobe | Eine kleine Farbprobe des Van Gogh-Gemälde "Seineufer" unter dem Mikroskop. Die braune obere Schicht ist eine nur undurchsichtig scheinende Lackschicht, die tatsächlich aber Licht durchdringen lässt. In der Folge ereignen sich chemische Reduktionsprozesse an Chrommolekülen in einer nur drei Mikrometer dicken Grenzschicht zur darunterliegenden Farbe. Die resultierenden braunen Farbmoleküle sind im Mikroskop nicht zu erkennen, verfälschen den Farbeindruck eines Betrachters vor dem Gemälde aber eindeutig. Der Maßstab verdeutlicht die Größe der Probe.
Der gleiche Reduktionsprozess läuft auch auf der Leinwand von Van-Gogh-Bildern ab, wie schließlich die Analyse winziger Proben der Gemälde " Ansicht von Arles mit Schwertlilien" und "Seineufer" zeigen, deren Gelbtöne sich ebenfalls allmählich verfärben. Vor allem barium- und schwefelhaltige Pigmente von weißen Farben können die Bräunungsreaktion offenbar verstärken, vermuten die Forscher weiter. Sie überlegen nun, wie eine weitere reduktive Verfärbung gebremst werden oder eventuell sogar rückgängig gemacht werden könnte. (jo)

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