Forschungspolitik: Zerreißprobe für die Forschung?
Die Posten sind verteilt - und damit ist klar: Bei Fragen rund um Forschung und Technologie sind zukünftig gleich zwei Minister - Annette Schavan und Edmund Stoiber - zuständig. Doch war das Thema in allen bisherigen Diskussionen schwach vertreten. Was sagen die großen Wissenschaftsorganisationen in Deutschland dazu?
Edmund Stoiber wird Wirtschaftsminister mit zusätzlicher Verantwortung für Technologien. Annette Schavan soll zuständig sein für Bildung – und Forschung. Die Personen wurden schon lange als heiße Kandidaten gehandelt. Doch beim Ämterzuschnitt wurde Stoiber meist ausschließlich mit Wirtschaft und Schavan mit Bildung in Zusammenhang gebracht. Von Forschung war bis zuletzt kaum die Rede.
Das macht nachdenklich – deshalb hat spektrumdirekt bei den Präsidenten der großen Forschungsorganisationen nachgefragt. Die sind sich weit gehend einig: Keiner ist glücklich über den neuen Zuschnitt.
Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft:
"Die Deutsche Forschungsgemeinschaft ist der Meinung, dass es eine Forschungspolitik aus einem Guss geben muss. Die Wissenschaft braucht eine starke Stimme am Kabinettstisch. Innovation ist nicht von Grundlagenforschung zu trennen."
Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft:
"Die Herausforderungen für die Forschung sind so groß, dass sie nur von einem starken Forschungsministerium bewältigt werden können. Eine Aufteilung in unterschiedliche Ministerien ist hierbei eher hinderlich. Wichtiger als die Frage, wo Forschung und Technologie letztlich angesiedelt sein werden, ist aber die generelle Entscheidung der neuen Regierung, das Bekenntnis zum 3-Prozent-Ziel nun auch in eine deutliche Steigerung des FuE-Haushaltes umzusetzen."
Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren:
"Die Helmholtz-Gemeinschaft ist gegen Zersplitterung von Zuständigkeiten für Forschung im neuen Kabinett. Sie würde die Innovationsfähigkeit Deutschlands gefährden. Forschung, Wissens- und Technologietransfer sowie wirtschaftliche Innovation bilden zusammen einen komplexen Wertschöpfungsprozess. Sie lassen sich nicht ohne Verluste auf mehrere Ressorts verteilen. Die Lösung großer und drängender Fragen von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft erfordert die Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen und Einrichtungen."
Präsident der Leibniz-Gemeinschaft:
"Deutschland kann gut auf ein Bundesbildungsministerium verzichten, aber ein Bundesforschungsministerium ist so wichtig wie nie. Kleinstaaterei in der Forschungsförderung kann sich Deutschland nicht leisten. Dass im neuen Kabinett die Verantwortung für den wichtigen Bereich "Innovation" auf verschiedene Ministerien verteilt sein soll, halte ich für einen Fehler. Forschungspolitik und Technologieförderung gehören eng zusammen und daher in eine Hand – die von Annette Schavan."
Das macht nachdenklich – deshalb hat spektrumdirekt bei den Präsidenten der großen Forschungsorganisationen nachgefragt. Die sind sich weit gehend einig: Keiner ist glücklich über den neuen Zuschnitt.
Ernst-Ludwig Winnacker
Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft:
"Die Deutsche Forschungsgemeinschaft ist der Meinung, dass es eine Forschungspolitik aus einem Guss geben muss. Die Wissenschaft braucht eine starke Stimme am Kabinettstisch. Innovation ist nicht von Grundlagenforschung zu trennen."
Hans-Jörg Bullinger
Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft:
"Die Herausforderungen für die Forschung sind so groß, dass sie nur von einem starken Forschungsministerium bewältigt werden können. Eine Aufteilung in unterschiedliche Ministerien ist hierbei eher hinderlich. Wichtiger als die Frage, wo Forschung und Technologie letztlich angesiedelt sein werden, ist aber die generelle Entscheidung der neuen Regierung, das Bekenntnis zum 3-Prozent-Ziel nun auch in eine deutliche Steigerung des FuE-Haushaltes umzusetzen."
Jürgen Mlynek
Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren:
"Die Helmholtz-Gemeinschaft ist gegen Zersplitterung von Zuständigkeiten für Forschung im neuen Kabinett. Sie würde die Innovationsfähigkeit Deutschlands gefährden. Forschung, Wissens- und Technologietransfer sowie wirtschaftliche Innovation bilden zusammen einen komplexen Wertschöpfungsprozess. Sie lassen sich nicht ohne Verluste auf mehrere Ressorts verteilen. Die Lösung großer und drängender Fragen von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft erfordert die Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen und Einrichtungen."
Hans-Olaf Henkel
Präsident der Leibniz-Gemeinschaft:
"Deutschland kann gut auf ein Bundesbildungsministerium verzichten, aber ein Bundesforschungsministerium ist so wichtig wie nie. Kleinstaaterei in der Forschungsförderung kann sich Deutschland nicht leisten. Dass im neuen Kabinett die Verantwortung für den wichtigen Bereich "Innovation" auf verschiedene Ministerien verteilt sein soll, halte ich für einen Fehler. Forschungspolitik und Technologieförderung gehören eng zusammen und daher in eine Hand – die von Annette Schavan."
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