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Fortpflanzung: Fledermaus mit Riesenpenis paart sich ohne Penetration

Breitflügelfledermäuse überraschen mit einem für Säugetiere unüblichen Paarungsverhalten. Die Männchen haben ein dermaßen überdimensioniertes Genital, dass es nicht in die Vagina des Weibchens passt. Wie kann das funktionieren?
Breitflügelfledermaus
Die Breitflügelfledermaus ist eine unserer größten heimischen Fledermäuse und recht weit verbreitet. Dennoch war über ihr Sexualverhalten bislang kaum etwas bekannt.

Alle Säugetiere paaren sich per Penetration – dachte man bislang. Nun hat ein internationales Forschungsteam, unter anderem von der Universität Lausanne und vom Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung ein bizarres Paarungsverhalten entdeckt: Männliche Breitflügelfledermäuse (Eptesicus serotinus) haben einen so überdimensionierten Penis, dass er nicht in die weibliche Vagina passt. Stattdessen benutzen sie ihr massives Genital als »Kopulationsarm«, mit dem sie die Schwanzflughaut des Weibchens zur Seite schieben, um das Sperma abzulegen. Damit ähnelt ihr Fortpflanzungsverhalten dem der Vögel, die ihre Kloaken aneinanderdrücken.

Das an der Spitze herzförmige Glied der männlichen Breitflügelfledermaus ist im erigierten Zustand etwa siebenmal breiter und länger als die Vagina der weiblichen Tiere. »Wir hatten zufällig beobachtet, dass diese Fledermäuse überproportional lange Penisse haben, und wir haben uns immer gefragt, wie das funktioniert«, sagt Erstautor Nicolas Fasel von der Universität Lausanne. Auf Grund ihrer nächtlichen und scheuen Lebensweise ist das Paarungsverhalten der Fledertiere bisher wenig erforscht.

Kopulierende Breitflügelfledermäuse | Das Männchen (oben) benutzt seinen erigierten Penis, um an der Schwanzflughaut des Weibchens vorbeizukommen. Die endständige Schwellung des Genitals wird fest gegen die Vulva gedrückt, ohne dass es zu einer Penetration kommt.

Um die Wissenslücke zu schließen, filmten die Wissenschaftler Breitflügelfledermäuse bei insgesamt 97 Kopulationen, 93 davon in einer niederländischen Kirche und 4 in einem ukrainischen Wildtierzentrum. Indem sie die Kamera hinter einem Gitter anbrachten, auf das die Tiere kletterten, konnten sie die entscheidenden Details aufzeichnen.

Während der Paarung packen die männlichen Fledermäuse ihre Partnerinnen von hinten am Nacken und bewegen ihr Becken tastend vorwärts, bis ihr Glied die Vulva berührt. Die Fachleute vermuten, dass ihnen hierbei Tasthaare an der Penisspitze helfen. Am Zielort angekommen, schieben sie die Schwanzhaut des weiblichen Fledertiers beiseite und halten sie anschließend in einer langen Umarmung fest. Im Durchschnitt dauerte dieser Akt weniger als 53 Minuten, eines der Pärchen brachte es auf ganze 12,7 Stunden.

Normalerweise helfen die Schwanzhäute den Fledermäusen beim Fliegen und zum Fangen von Insekten, doch die Weibchen benutzen sie offenbar auch, um sich paarungsbereite Männchen vom Leib zu halten, spekulieren die Forscher. Die übergroßen Penisse könnten sich als Anpassung daran entwickelt haben.

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