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Fortpflanzung: Zwergbeutelmarder sterben für Sex

Wenn es die Paarungszeit geht, beginnt für männliche Zwergbeutelmarder der Stress. Ihr Fortpflanzungstrieb sorgt für massenhaftes Frühableben.
Zwergbeutelmarder
Dieser Zwergbeutelmarder ging für die Forschung in die Falle. Untersucht werden sollte sein Sexleben.

Dauerhafter Schlafentzug ist ungesund und endet schließlich tödlich: Das gilt offensichtlich gerade auch für australische Zwergbeutelmarder (Dasyurus hallucatus). Der Drang, sich fortzupflanzen, lässt sie keine Ruhe finden, was viele Männchen am Ende der Paarungsperiode mit ihrem Leben bezahlen. Das deutet eine Studie von Joshua Gaschk von der University of Queensland und seinem Team in »Royal Society Open Science« an.

Die vom Aussterben bedrohte Beuteltierart lebt im Nordosten Australiens und gehört zu den wenigen semelparen Säugetierarten, die sich nur einmal in ihrem Leben fortpflanzen und dann sterben – zumindest gilt dies für die Männchen. Ihre Lebenserwartung beträgt nur rund ein Jahr, während die Weibchen immerhin bis zu vier Jahre überleben.

Um herauszufinden, was zum Frühableben der Männchen führt, fingen Gaschk und Co mehr als ein Dutzend Beutelmarder auf der Insel Groote Eylandt vor der Küste des Northern Territory ein und statteten sie mit winzigen Sensoren aus. Diese sollten die Aktivitäten der Tiere aufzeichnen und aus der Ferne an die Wissenschaftler übermitteln. Die Daten zeigten beeindruckende Unterschiede zwischen beiden Geschlechtern: Während Weibchen etwa ein Viertel der überwachten Zeit ruhten, machte dies bei den Männchen nur 8 Prozent aus. Umgekehrt wendeten sie 13 Prozent der Zeit für ihre Wanderungen auf der Suche nach Sexpartnern oder Nahrung auf, während der Anteil bei den Weibchen 9 Prozent betrug.

Einer der fortpflanzungswilligen Beutelmarder legte in nur einer Nacht eine Distanz von über zehn Kilometern zurück, was für die Tiere eine beachtliche Strecke ausmacht. »Sie legen große Entfernungen zurück, um sich so oft wie möglich zu paaren. Und es scheint, dass ihr Trieb so stark ist, dass sie auf Schlaf verzichten, um mehr Zeit mit der Suche nach Weibchen zu verbringen«, sagt der an der Studie beteiligte Christofer Clemente von der University of Queensland. Dabei verlieren sie Gewicht, werden aggressiver und rücksichtsloser.

Zwergbeutelmarder | Diese Beuteltiere sind stark bedroht und leben im Norden Australiens.

Insgesamt führt dieses Verhalten dazu, dass sich der Gesundheitszustand der Männchen verschlechtert; auch die Zahl ihrer Parasiten nimmt stark zu, weil sie weniger Zeit für die Körperpflege aufwenden. »Sie werden zur leichten Beute für Fressfeinde, können Zusammenstößen mit Fahrzeugen nicht mehr ausweichen oder sterben einfach an Erschöpfung«, sagt Gaschk. Der schlechte körperliche Zustand macht sie außerdem anfälliger für Krankheiten, an denen sie dann leichter sterben.

Diese Strategie lohnt sich allerdings nur, wenn die Tiere zahlreiche Nachkommen zeugen: Zwergbeutelmarder bringen pro Wurf zwischen fünf und acht Jungtiere zur Welt, die anschließend allerdings nicht mit den Männchen um Nahrung oder Reviere konkurrieren müssen – und daher ihre Ressourcen erneut in die Paarung investieren können.

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