Ozeanien: Fortschritt durch Bevölkerungswachstum
Wie ausgeklügelt das Werkzeuginventar einer ursprünglichen Gesellschaft ist, hängt offenbar in entscheidendem Maß von ihrer Populationsgröße ab: Je mehr Mitglieder sie zählt und je besser die Vernetzung mit den Nachbarn ist, desto vielfältiger und komplexer ist ihre Technologie. Diesen Zusammenhang wollen Michelle Kline und Robert Boyd von der University of California in Los Angeles jetzt bei pazifischen Inselvölkern aufgezeigt haben. Ihrer Meinung nach könnte es sich dabei um ein universelles Phänomen handeln.
Bereits seit Längerem vergleichen Forscher die kulturelle Entwicklung mit der "genetischen Drift", der zufälligen Ausbreitung bestimmter Genvarianten: Zu einem gut Teil entscheide der Zufall dabei mit, ob eine Innovation weitertradiert wird oder nicht. In großen Bevölkerungsgruppen sinke nun einerseits das Risiko, dass eigentlich sinnvolle Erfindungen wieder verloren gehen, andererseits verteile sich Spezialwissen auf mehr Köpfe als in kleinen Gruppen. Viele der Entwicklungsschübe, die sich im archäologischen Fundmaterial weltweit ausmachen lassen, könnten auf ein plötzliches Anwachsen der Bevölkerungsdichte zurückgehen, spekulieren Kline und Boyd.
Die Inselwelt Ozeaniens eignet sich als Testfall für derartige Theorien, weil sie zum einen von Menschen gleicher Abstammung besiedelt wurde und weil ihre Bewohner zum anderen vergleichsweise isoliert lebten. Außerdem sei den Autoren zufolge die Häufigkeit nachbarschaftlicher Kontakte besser einschätzbar als bei Bevölkerungsgruppen auf einem Kontinent. Studien an nordamerikanischen Indianern, in denen keine Hinweise auf die Existenz eines solchen Zusammenhangs gefunden wurden, seien dem zum Opfer gefallen: Welche Technologien von einer Gruppe zur anderen wanderten, sei hier nicht kontrollierbar gewesen. (jd)
Bereits seit Längerem vergleichen Forscher die kulturelle Entwicklung mit der "genetischen Drift", der zufälligen Ausbreitung bestimmter Genvarianten: Zu einem gut Teil entscheide der Zufall dabei mit, ob eine Innovation weitertradiert wird oder nicht. In großen Bevölkerungsgruppen sinke nun einerseits das Risiko, dass eigentlich sinnvolle Erfindungen wieder verloren gehen, andererseits verteile sich Spezialwissen auf mehr Köpfe als in kleinen Gruppen. Viele der Entwicklungsschübe, die sich im archäologischen Fundmaterial weltweit ausmachen lassen, könnten auf ein plötzliches Anwachsen der Bevölkerungsdichte zurückgehen, spekulieren Kline und Boyd.
Zum Beweis, dass auch das Fischereiwerkzeug ozeanischer Inselvölker dieser "kulturellen Drift" unterliegt, erfassten sie neben der Bevölkerungsgröße und der Vernetztheit der Gesellschaft auch eine Vielzahl weiterer möglicher Einflussgrößen, etwa die Umweltbedingungen der jeweiligen Insel, ihren Artenreichtum und die Häufigkeit von Naturkatastrophen. Keiner dieser Faktoren nahm einen nennenswerten Einfluss auf das technologische Niveau und die Anzahl und Komplexität der Gerätschaften. Die erheblichen Unterschiede im Werkzeuginventar ließen sich daher nicht einfach durch unterschiedliche Anforderungen der jeweiligen Umwelt erklären, meinen die Wissenschaftler.
Die Inselwelt Ozeaniens eignet sich als Testfall für derartige Theorien, weil sie zum einen von Menschen gleicher Abstammung besiedelt wurde und weil ihre Bewohner zum anderen vergleichsweise isoliert lebten. Außerdem sei den Autoren zufolge die Häufigkeit nachbarschaftlicher Kontakte besser einschätzbar als bei Bevölkerungsgruppen auf einem Kontinent. Studien an nordamerikanischen Indianern, in denen keine Hinweise auf die Existenz eines solchen Zusammenhangs gefunden wurden, seien dem zum Opfer gefallen: Welche Technologien von einer Gruppe zur anderen wanderten, sei hier nicht kontrollierbar gewesen. (jd)
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