Pterosaurier: Fossiler Kot zeugt vom Flamingo-Flugsaurier
Fossile Fäkalien aus Polen bezeugen, dass die Ernährungsweise der Flamingos vor mehr als 150 Millionen Jahren erfunden wurde – und zwar von einer ganz anderen Tiergruppe. Das schließt eine Arbeitsgruppe um Martin Qvarnström von der Universität Uppsala aus einem äußerst seltenen Fund. Wie das Team in »PeerJ« berichtet, lassen sich versteinerte Kotballen aus dem Wierzbica-Steinbruch etwa 120 Kilometer südlich von Warschau mit hoher Sicherheit der Flugsaurier-Familie der Ctenochasmatidae zuordnen.
Die als Koprolithen bezeichneten Fäkal-Fossilien enthalten nur wenige zehntel Millimeter große Schneckenhäuser, die Kalkgehäuse einzelliger Algen sowie Teile von Krebstieren und Würmern. Der Name Ctenochasmatidae bedeutet »Kammkiefer«, die Schnauzen dieser Tiere sind verlängert und mit eng stehenden, stiftartigen Zähnen besetzt. Fachleute vermuteten schon lange, dass die Zähne die gleiche Funktion hatten wie die Lamellen in den Schnäbeln moderner Flamingos – kleine Tiere und Algen aus dem Wasser zu filtern. Die fossilen Hinterlassenschaften seien nun der erste direkte Beleg für diese Annahme, heißt es in der Veröffentlichung.
Die Überreste stammen vom Ufer eines Meeres, möglicherweise aus einer Lagune, die bei Niedrigwasser teilweise trockenfiel. Der ehemalige Boden aus feinem Kalksand bewahrte Fußabdrücke von Tieren, die vor etwa 155 Millionen Jahren dort lebten; laut Analysen des Pterosaurier-Körperbaus stammen die Spuren mit hoher Wahrscheinlichkeit von Ctenochasmatiden. Buchstäblich daneben kamen nun auch drei Koprolithen zum Vorschein – ein Glücksfall, denn bisher gab es nur einen weiteren versteinerten Kotklumpen, den man Flugsauriern zuordnet. Das Team um Qvarnström fand die ein bis zwei Zentimeter langen, wurstförmigen Fäkal-Fossilien nur wenige Zentimeter von den ebenso gut erhaltenen Fuß- und Handabdrücken entfernt in der gleichen Schicht.
Den Inhalt der Kotballen analysierte das Team zerstörungsfrei mit einem Rasterelektronenmikroskop sowie durch Synchrotron-Mikrotomografie; dabei kamen die verräterischen Mikrofossilien zum Vorschein. Die Indizienkette reicht nach Ansicht der Gruppe aus, um den Fund als direkten Beleg für die Flamingo-Ernährung der Ctenochasmatiden gelten zu lassen. Allerdings ist völlig unklar, ob der Pelz aus haarähnlichen Filamenten, der vermutlich ihren Körper bedeckte, bei ihnen ebenfalls durch Farbstoffe aus der Nahrung rosa gefärbt war.
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