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Fossilien: Von Asche perfekt konserviert

Ein heftiger Vulkanausbruch vor 500 Millionen Jahren beschert der Wissenschaft einen exzellenten Einblick in das Leben von Trilobiten. Der Fund begeistert die Forscher.
Seitliche Ansicht der 3-D-Rekonstruktion eines fossilen Trilobiten, gerendert mit Transparenz und mit Segmentierung des Verdauungssystems in blau, des Hypostoms in grün, des Labrums in rot und ausgewählter Anhängsel.
Seitliche Ansicht der 3-D-Rekonstruktion eines fossilen Trilobiten, gerendert mit Transparenz und mit Segmentierung des Verdauungssystems (blau), des Hypostoms (grün), des Labrums (rot) und ausgewählter Anhängsel.

»Pompeji der Trilobiten«, nennen Paläontologen eine Fossilienfundstätte in Marokko, die bislang ungekannte Einblicke in die Anatomie und das Leben dieser Wirbellosen liefert. »Ich beschäftige mich seit fast 40 Jahren mit Trilobiten, aber ich hatte noch nie das Gefühl, dass ich mir lebende Tiere so sehr anschaue, wie ich es bei diesen tue«, zeigte sich Greg Edgecombe vom Natural History Museum in London in einer Mitteilung begeistert. Zusammen mit seinem Team hatte er die Fossilien der Tiere analysiert, die aus dem Kambrium vor 509 Millionen Jahren stammen und damals in einem flachen Meer im Gebiet des heutigen Atlasgebirges lebten, wie die Arbeitsgruppe in der Studie schreibt.

Zu den Trilobiten, die vor 252 Millionen Jahren ausstarben, gehören zahlreiche Arten, doch kennen wir meist nur ihre harten Außenskelette als Fossilien. Ihre Weichteile blieben dagegen nur selten erhalten und wurden überwiegend durch den Versteinerungsprozess gequetscht. Nicht so bei den Exemplaren aus dieser Fundstätte: Ein heftiger Vulkanausbruch muss damals die Lagune, in der die Tiere lebten, rasch mit Asche bedeckt haben. Durch den heißen pyroklastischen Strom wurden die Tiere sofort getötet und in den Schlamm eingebettet, der anschließend aushärtete. Dadurch versiegelten die Ablagerungen zügig und nachhaltig und isolierten sie so vor weiteren äußeren Einflüssen – ähnlich wie bei den Opfern von Pompeji, die beim Ausbruch des Vesuv 79 n. Chr. starben.

Untersuchungen im Labor zeigten, dass die Asche teilweise jedes Körpersegment einzelner Tiere konservierte: die Beine und sogar die haarähnlichen Strukturen, die entlang der Gliedmaßen verliefen. Auch der Verdauungstrakt der Trilobiten blieb erhalten, nachdem er sich mit Asche gefüllt hatte. Sogar kleine, so genannte »Lampenschalen«, die am Exoskelett der Trilobiten befestigt waren, überdauerten.

Rekonstruktion der Trilobiten-Unterseite | Mit Hilfe von computertomografischen Scans rekonstruierten die Forscher die Gestalt der Trilobiten – hier von der Unterseite aus betrachtet.

Bislang haben Edgecombe und Co vier Exemplare gefunden, die jeweils nur etwa einen Zentimeter lang sind und zwei Arten repräsentieren. Zwei der vier Trilobiten gehören demnach zur Gattung Protolenus und bilden vielleicht eine neue, bislang unbekannte Art. Bei den anderen Exemplaren handelt es sich um Vertreter von Gigoutella mauretanica.

Dank der perfekten Bedingungen ihres Todes und anschließend Fossilisierung ließen sich wichtige Details der Trilobitenanatomie klären, etwa die Struktur ihrer Mundwerkzeuge und des Verdauungstraktes. Ihre Beinchen könnten ebenfalls bei der Nahrungsaufnahme geholfen haben: Sie weisen auf ihrer Innenseite kleine Stacheln auf, mit der sie Beute womöglich zerkleinert haben, bevor sie diese mit den Beinen in den Mund schoben.

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