Polarjahr 2007/2008: Fragile Eiswelten
Seit Anfang März läuft das Internationale Polarjahr, das die Erforschung von Arktis und Antarktis voran- und in das Blickfeld der Öffentlichkeit bringen soll. Was macht aber das Besondere dieser Lebensräume aus - außer dem Eis? Ein Überblick.
"Die Gletscher schmelzen immer schneller", "Nordpol bald eisfrei?", "Rekordwärme in Grönland", "Riesiger Eisabbruch bedroht Pinguinkolonien", "Packeisfeld löst sich auf: Steigt der Meeresspiegel?": So oder ähnlich lauteten in den vergangenen Wochen und Monaten viele Schlagzeilen, und sie beleuchten die Malaise der Polargebiete, die bislang am stärksten die Folgen der Erderwärmung spüren – kaum irgendwo sonst stiegen die Durchschnittstemperaturen in den letzten Jahrzehnten schneller als in der Arktis oder auf der Antarktischen Halbinsel.
Isolation versus Einbindung
Einer der großen Unterschiede zwischen den nord- und den südpolaren Breiten – und damit wesentliches Kriterium für klimatische und biologische Besonderheiten – ist die Verteilung der Landmassen und Wasserflächen in beiden Regionen. So dehnt sich die Arktis weiträumig über das Nordpolarmeer aus, das wiederum von den großen Landmassen Amerikas, Eurasiens und Grönlands umgeben ist. Außerhalb des großen Eispanzer Grönlands – der eisfreie Teil der zwei Millionen Quadratkilometer großen Insel ist etwas kleiner als Deutschland – und der Gletscher Spitzbergens existiert Eis deshalb nur in Form von Meereis, das eine maximale Dicke von drei Metern erreicht. Im Winter dehnt es sich räumlich stark aus und umfasst dann etwa 16 Millionen Quadratkilometer Fläche, was ungefähr einer Verdoppelung zum Sommer entspricht.
Ausgenommen vom Eispalast ist einzig die Antarktische Halbinsel: Dank ihrer exponierten Lage ragt sie in die Westwindströmung hinein und kommt deshalb häufiger in den Genuss trockenwarmer Fallwinde, die die Durchschnittstemperaturen nach oben treiben. Diese Sonderstellung führt dazu, dass im Gegensatz zum restlichen Kontinent auch hier die Gletscher schmelzen und sich das Schelfeis auflöst. Zudem begünstigt es menschliche Ansiedelungen, weshalb eine Reihe großer Forschungsstationen hier errichtet wurden, von denen die argentinische Basis "Esperanza" sogar eine eigene Schule aufweist.
Tiere und Pflanzen
Die klimatologischen Differenzen haben natürlich Konsequenzen für die Flora und Fauna beider Regionen, die sich im Süden durch extreme Artenarmut an Lande ausdrückt: Weite Teile des Kontinentinneren sind bar jeglichen höheren Lebens, allenfalls Mikroorganismen und Flechten besiedeln einige eisfreie Trockentäler und aus den Gletschern herausragende Gebirgsstöcke, die so genannten Nunatakker. Doch selbst in den milderen Küstenregionen wuchsen ursprünglich nur zwei echte Blütenpflanzen: die Antarktische Schmiele (Deschampsia antarctica), ein Gras, und das Nelkengewächs Antarktische Perlwurz (Colobanthus quitensis). Auch Insekten und Wirbellose sind nur mit wenigen Spezies vorhanden, darunter die Zuckmückenart Belgica antarctica, Milben, Springschwänze und verschiedene Räder- und Spinnentierchen. Immerhin zählte man bis jetzt knapp zweihundert Flechtenspezies, hundert verschiedene Moose und sogar dreißig größere Pilzarten.
Etwas anders sieht die Situation in der Arktis aus, die wegen ihrer günstigeren Bedingungen deutlich lebensfreundlicher ist. Sie beheimatet etwa 1000 Insekten- und 1700 Pflanzenarten, wovon ein respektables Viertel zu den Blütenpflanzen zählt. In den arktischen Festlandsbereichen – der Tundra – Nordamerikas und Eurasiens wachsen sie teilweise flächendeckend zusammen mit Gräsern und Zwergsträuchern. Sie bieten Nahrung für eine ganze Reihe an pflanzenfressenden Säugetieren wie Lemmingen, Karibus, Schneehasen oder Moschusochsen, die wiederum Beute bieten für Polarfüchse, Wölfe und Eisbären. Neben zahlreichen Möwen, Seeschwalben, Alken, Seetauchern und Watvögeln besiedelt zudem eine ganze Reihe an Landvögeln wie Schneeammern, Schneeeulen, Falken, Schneehühnern und Raben die Arktis. Allerdings verlassen die meisten Säuger und Vögel mangels Nahrung die Region im Winter und ziehen in die angrenzende Taiga, die mittleren Breiten oder gar in die Antarktis wie die Küstenseeschwalbe.
Wie am Südpol ist auch im Norden die marine Biosphäre deutlich vielfältiger: Bislang sind beispielsweise schon knapp 5000 unterschiedliche Wirbellose bekannt – eine Zahl, die mit gründlicheren Nachforschungen deutlich steigen dürfte. Das gilt jedoch nicht für die Fischfauna, deren typische Vertreter Polardorsch, Saibling oder Lodde sind, die in großen Schwärmen vorkommen und neben den zahlreichen Seevögeln die nicht minder häufigen Robben und Seehunde mit Nahrung versorgen.
Die Menschen
Diese vergleichsweise freundlichen Lebensbedingungen der Arktis kombiniert mit dem ganzjährig vorhandenen Nahrungsangebot ermöglichte schließlich auch ihre Besiedelung durch verschiedende Völker. Insgesamt zwei Millionen Menschen haben sich dauerhaft auf Grönland, Spitzbergen und den angrenzenden Gebieten Skandinaviens, Sibiriens, Alaskas und Kanadas niedergelassen. Von den ursprünglichen Ethnien bilden die sibirischen Jakuten mit etwa 330 000 Personen die größte Gruppe, gefolgt von den Inuit mit 150 000 , den Samen Norwegens, Schwedens und Finnlands mit 70 000 und den ebenfalls sibirischen Nenzen mit 40 000 Menschen. Daneben siedeln zahlreiche Zuzügler aus dem Süden Skandinaviens, Russlands, der Vereinigten Staaten und Kanada rund um den Polarkreis: Sie wurden zumeist angelockt von Arbeitsmöglichkeiten im Bergbau, Fischfang oder beim Militär sowie in jüngerer Zeit auch im Tourismus. Die arktischen Anrainerstaaten haben sich 1996 im so genannten Arktischen Rat zusammengeschlossen, der Forschungsprojekte und Entwicklungsvorhaben – beispielsweise im Bereich der Infrastruktur oder Rohstoffausbeutung – koordiniert und dabei gleichzeitig Umwelt und indigene Völker schützen soll.
Davon unbeeinflusst ist der Fischfang, der allerdings aus klimatischen und logistischen Gründen nur in relativ kleinem Maßstab stattfindet – die Dunkelziffer durch illegale Fischerei könnte jedoch sehr hoch sein, denn südafrikanische, australische und französische Behörden brachten bereits mehrfach Piratenfischer auf. Sie haben es vor allem auf den Patagonischen Seehecht (Dissostichus eleginoides) und Riesen-Antarktisdorsch (Dissostichus mawsoni) abgesehen, deren weißes Fleisch unter Gourmets mittlerweile sehr beliebt ist. Die Gefahr des Überfischens ist aber sehr hoch, da diese Fische wenig mobil sind, langsam wachsen und nur wenig über ihre Fortpflanzungsrate bekannt ist. In antarktischen Gewässern macht Japan außerdem noch Jagd auf verschiedene Walarten – vorgeblich zu wissenschaftlichen Zwecken.
Stark im Kommen ist wie am Nordpol der Tourismus, der vorwiegend mit größeren Kreuzfahrtschiffen stattfindet und sich auf die Antarktische Halbinsel konzentriert. Von vielen Naturschützern und Wissenschaftlern wird er nicht ganz unkritisch gesehen, da Verkehr und Besucher das Ökosystem durchaus belasten – etwa durch Abwässer, Trittschäden oder Störung der Tierwelt. Auch nicht ausgeschlossen ist das Einschleppen fremder Organismen, die bereits auf umliegenden subantarktischen Inseln größere Verheerungen angerichtet haben, und schon tauchen bereits erste exotische Gräser oder nordatlantische Seespinnen zu Lande und im Wasser auf. Ob sie sich halten können und welche Schäden sie womöglich anrichten – auch das soll im laufenden Polarjahr ergründet werden.
Doch abseits der großen Schlagzeilen gelten die eisigen Gefilde rund um Nord- und Südpol noch immer vielen Laien wie Wissenschaftlern als Terra incognita und bleiben einige Rätsel: Warum erwärmen sich die Arktis und die Antarktische Halbinsel schneller als die Antarktis? Wird die Gletscherschmelze an der Küste durch stärkere Schneefälle im Landesinneren ausgeglichen? Was passiert mit dem Golfstromsystem? Wie reagieren Land- und Meerestiere auf den Wandel? Existiert Leben in den Seen unter dem antarktischen Gletschereis? Alles Fragen, die weiterer Forschung bedürfen und für die grundlegende Erkenntnisse bekannt sein müssen.
Isolation versus Einbindung
Einer der großen Unterschiede zwischen den nord- und den südpolaren Breiten – und damit wesentliches Kriterium für klimatische und biologische Besonderheiten – ist die Verteilung der Landmassen und Wasserflächen in beiden Regionen. So dehnt sich die Arktis weiträumig über das Nordpolarmeer aus, das wiederum von den großen Landmassen Amerikas, Eurasiens und Grönlands umgeben ist. Außerhalb des großen Eispanzer Grönlands – der eisfreie Teil der zwei Millionen Quadratkilometer großen Insel ist etwas kleiner als Deutschland – und der Gletscher Spitzbergens existiert Eis deshalb nur in Form von Meereis, das eine maximale Dicke von drei Metern erreicht. Im Winter dehnt es sich räumlich stark aus und umfasst dann etwa 16 Millionen Quadratkilometer Fläche, was ungefähr einer Verdoppelung zum Sommer entspricht.
Dagegen liegt der Südpol auf dem antarktischen Kontinent, der mit mehr als 13 Millionen Quadratkilometern deutlich größer ist als Europa und fast gänzlich von mächtigen Eisschilden bedeckt: Geschätzte 90 Prozent des globalen Eises konzentrieren sich hier und türmen sich an den mächtigsten Stellen mehr als 4,5 Kilometer hoch auf. Auch hier gibt es starke saisonale Schwankungen der Meereisfläche, die winters bis zum 60. Breitengrad – und teils darüber hinaus – wächst, sodass dann maximal 30 Millionen Quadratkilometer in irgendeiner Form mit Gefrorenem bedeckt sein können.
Rings um die Antarktis erstrecken sich zudem offene Ozeanflächen; nur zwischen der Antarktischen Halbinsel und der Südspitze Südamerikas verengen sich die Abstände zwischen beiden Landflächen. Windsysteme und Meeresströmungen können folglich unbeeinflusst von Hindernissen rund um den Südkontinent kreisen und ihn so vom Rest des Planeten isolieren, während die Westwindzirkulation und das Golfstromsystem Wärmeenergie in Richtung des Nordpols transportieren. Auch deshalb sinken die Temperaturen in der Antarktis deutlich tiefer in den Keller als in der Arktis: Der bisher gemessene Kälterekord beträgt minus 89,2 Grad Celsius bei der russischen Station Vostock, die durchschnittlichen Jahrestemperaturen liegen bei minus 55 Grad Celsius, während es im nördlichen Gegenpart "nur" minus 20 Grad im Winter sind – im Sommer wird sogar der Taupunkt zeitweise erreicht und überschritten.
Ausgenommen vom Eispalast ist einzig die Antarktische Halbinsel: Dank ihrer exponierten Lage ragt sie in die Westwindströmung hinein und kommt deshalb häufiger in den Genuss trockenwarmer Fallwinde, die die Durchschnittstemperaturen nach oben treiben. Diese Sonderstellung führt dazu, dass im Gegensatz zum restlichen Kontinent auch hier die Gletscher schmelzen und sich das Schelfeis auflöst. Zudem begünstigt es menschliche Ansiedelungen, weshalb eine Reihe großer Forschungsstationen hier errichtet wurden, von denen die argentinische Basis "Esperanza" sogar eine eigene Schule aufweist.
Tiere und Pflanzen
Die klimatologischen Differenzen haben natürlich Konsequenzen für die Flora und Fauna beider Regionen, die sich im Süden durch extreme Artenarmut an Lande ausdrückt: Weite Teile des Kontinentinneren sind bar jeglichen höheren Lebens, allenfalls Mikroorganismen und Flechten besiedeln einige eisfreie Trockentäler und aus den Gletschern herausragende Gebirgsstöcke, die so genannten Nunatakker. Doch selbst in den milderen Küstenregionen wuchsen ursprünglich nur zwei echte Blütenpflanzen: die Antarktische Schmiele (Deschampsia antarctica), ein Gras, und das Nelkengewächs Antarktische Perlwurz (Colobanthus quitensis). Auch Insekten und Wirbellose sind nur mit wenigen Spezies vorhanden, darunter die Zuckmückenart Belgica antarctica, Milben, Springschwänze und verschiedene Räder- und Spinnentierchen. Immerhin zählte man bis jetzt knapp zweihundert Flechtenspezies, hundert verschiedene Moose und sogar dreißig größere Pilzarten.
Unter den Tieren der Antarktis sind Seevögel etwas zahlreicher vorhanden – Landvögel hat es hierher nicht verschlagen –, von denen Schnee- und Silbersturmvögel sowie die Skua-Raubmöwen sogar weit im Landesinneren an Felsen brüten. Die Mehrzahl der knapp zwanzig Arten konzentriert sich allerdings auf den unmittelbaren Küstenbereich, wo auch die Kaiser- und Adelie-Pinguine ihren Nistplatz auf dem oder am Packeis aufschlagen. Die Männchen der Kaiserpinguine trotzen dabei sogar dem harschen Winter, während dem sie die Eier ausbrüten.
Deutlich diverser ist dagegen das Unterwasserleben rund um die Antarktis: Das sauer- und nährstoffreiche Wasser begünstigt eine Artenvielfalt, die von manchen Forschern mit der von tropischen Korallenriffen verglichen wird. In ihrem Zentrum stehen unter anderem der Krill (Euphausia superba) und andere Kleinkrebse, die die Nahrungsbasis für viele Seevögel und Meeressäuger wie Wale und Robben sowie zahlreiche Fische und Tintenfische bilden – einzelne Krillschwärme können mitunter mehrere Millionen Tonnen wiegen. Zu den Besonderheiten zählen zudem Eisfische ohne den Blutfarbstoff Hämoglobin sowie Kaltwasserkorallen und Glasschwämme, die in ungestörten Bereichen in hoher Dichte und Artenzahl auftreten können.
Etwas anders sieht die Situation in der Arktis aus, die wegen ihrer günstigeren Bedingungen deutlich lebensfreundlicher ist. Sie beheimatet etwa 1000 Insekten- und 1700 Pflanzenarten, wovon ein respektables Viertel zu den Blütenpflanzen zählt. In den arktischen Festlandsbereichen – der Tundra – Nordamerikas und Eurasiens wachsen sie teilweise flächendeckend zusammen mit Gräsern und Zwergsträuchern. Sie bieten Nahrung für eine ganze Reihe an pflanzenfressenden Säugetieren wie Lemmingen, Karibus, Schneehasen oder Moschusochsen, die wiederum Beute bieten für Polarfüchse, Wölfe und Eisbären. Neben zahlreichen Möwen, Seeschwalben, Alken, Seetauchern und Watvögeln besiedelt zudem eine ganze Reihe an Landvögeln wie Schneeammern, Schneeeulen, Falken, Schneehühnern und Raben die Arktis. Allerdings verlassen die meisten Säuger und Vögel mangels Nahrung die Region im Winter und ziehen in die angrenzende Taiga, die mittleren Breiten oder gar in die Antarktis wie die Küstenseeschwalbe.
Wie am Südpol ist auch im Norden die marine Biosphäre deutlich vielfältiger: Bislang sind beispielsweise schon knapp 5000 unterschiedliche Wirbellose bekannt – eine Zahl, die mit gründlicheren Nachforschungen deutlich steigen dürfte. Das gilt jedoch nicht für die Fischfauna, deren typische Vertreter Polardorsch, Saibling oder Lodde sind, die in großen Schwärmen vorkommen und neben den zahlreichen Seevögeln die nicht minder häufigen Robben und Seehunde mit Nahrung versorgen.
Die Menschen
Diese vergleichsweise freundlichen Lebensbedingungen der Arktis kombiniert mit dem ganzjährig vorhandenen Nahrungsangebot ermöglichte schließlich auch ihre Besiedelung durch verschiedende Völker. Insgesamt zwei Millionen Menschen haben sich dauerhaft auf Grönland, Spitzbergen und den angrenzenden Gebieten Skandinaviens, Sibiriens, Alaskas und Kanadas niedergelassen. Von den ursprünglichen Ethnien bilden die sibirischen Jakuten mit etwa 330 000 Personen die größte Gruppe, gefolgt von den Inuit mit 150 000 , den Samen Norwegens, Schwedens und Finnlands mit 70 000 und den ebenfalls sibirischen Nenzen mit 40 000 Menschen. Daneben siedeln zahlreiche Zuzügler aus dem Süden Skandinaviens, Russlands, der Vereinigten Staaten und Kanada rund um den Polarkreis: Sie wurden zumeist angelockt von Arbeitsmöglichkeiten im Bergbau, Fischfang oder beim Militär sowie in jüngerer Zeit auch im Tourismus. Die arktischen Anrainerstaaten haben sich 1996 im so genannten Arktischen Rat zusammengeschlossen, der Forschungsprojekte und Entwicklungsvorhaben – beispielsweise im Bereich der Infrastruktur oder Rohstoffausbeutung – koordiniert und dabei gleichzeitig Umwelt und indigene Völker schützen soll.
In der Antarktis lebten früher hingegen nie dauerhaft Menschen, und auch heute ist dies zumeist nur mit hohem technischen Aufwand möglich, wie er auf den Forschungsstationen betrieben wird. Momentan existieren etwa achtzig derartige Stützpunkte rund um den Südpol – darunter die deutschen Neumayer, Kohnen und Dallmann – die teils ganzjährig, teils aber auch nur im Sommer besetzt sind. Sie beherbergen je nach Saison zwischen 1000 und 4000 Menschen. Im Gegensatz zur Arktis findet in der Antarktis im Moment kein Abbau von Rohstoffen statt, obwohl dort große Öl- und Erzvorkommen vermutet werden. Geregelt wird dies unter anderem in einem Umweltschutz-Protokoll, das von Greenpeace unter dem Schlagwort "Weltpark Antarktis" propagiert wurde und nach dem Ratifizierungsort auch Madrid-Protokoll genannt wird: Es gilt seit 1998 und soll für mindestens fünfzig Jahre jegliche kommerzielle Nutzung an Land unterbinden.
Davon unbeeinflusst ist der Fischfang, der allerdings aus klimatischen und logistischen Gründen nur in relativ kleinem Maßstab stattfindet – die Dunkelziffer durch illegale Fischerei könnte jedoch sehr hoch sein, denn südafrikanische, australische und französische Behörden brachten bereits mehrfach Piratenfischer auf. Sie haben es vor allem auf den Patagonischen Seehecht (Dissostichus eleginoides) und Riesen-Antarktisdorsch (Dissostichus mawsoni) abgesehen, deren weißes Fleisch unter Gourmets mittlerweile sehr beliebt ist. Die Gefahr des Überfischens ist aber sehr hoch, da diese Fische wenig mobil sind, langsam wachsen und nur wenig über ihre Fortpflanzungsrate bekannt ist. In antarktischen Gewässern macht Japan außerdem noch Jagd auf verschiedene Walarten – vorgeblich zu wissenschaftlichen Zwecken.
Stark im Kommen ist wie am Nordpol der Tourismus, der vorwiegend mit größeren Kreuzfahrtschiffen stattfindet und sich auf die Antarktische Halbinsel konzentriert. Von vielen Naturschützern und Wissenschaftlern wird er nicht ganz unkritisch gesehen, da Verkehr und Besucher das Ökosystem durchaus belasten – etwa durch Abwässer, Trittschäden oder Störung der Tierwelt. Auch nicht ausgeschlossen ist das Einschleppen fremder Organismen, die bereits auf umliegenden subantarktischen Inseln größere Verheerungen angerichtet haben, und schon tauchen bereits erste exotische Gräser oder nordatlantische Seespinnen zu Lande und im Wasser auf. Ob sie sich halten können und welche Schäden sie womöglich anrichten – auch das soll im laufenden Polarjahr ergründet werden.
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