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Bundesbildungsministerin: Frau Dr. Ministerin, die Nächste

Johanna Wanka gilt als kompetent, penibel und konservativ: Die designierte Bildungsministerin hat klare Positionen, Erfahrung und einiges mit der Kanzlerin gemeinsam.
Johanna Wanka

Auch die neue Bundeswissenschaftsministerin hat eine Doktorarbeit geschrieben. Sie trägt den Titel "Lösung von Kontakt- und Steuerproblemen mit potentialtheoretischen Mitteln" und brachte Johanna Wanka im Jahr 1980 ihre Dissertation im Fach Mathematik an der Technischen Hochschule Leuna-Merseburg. Die Arbeit umfasst 121 Seiten und ist nur in drei Unibibliotheken in Halle, Ilmenau und Berlin verfügbar. Kein Onlineversand führt sie, und auch die berühmten Plagiatsjäger von VroniPlag kennen die Arbeit nicht. Mit dem Abschreiben ist es bei mathematischen Berechnungen ja auch so eine Sache. Auf PlagiPedi Wiki heißt es: "Diese Dissertation wurde noch nicht untersucht. Es ist daher davon auszugehen, dass sie alle wissenschaftlichen Kriterien erfüllt."

Johanna Wanka | Sie wird die neue Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung.

Wanka soll die Nachfolge von Annette Schavan antreten. Kein leichtes Erbe. Denn die 61-Jährige ersetzt eine enge Vertraute von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Stellt sich die Frage: Wer ist diese Johanna Wanka? Frappierend sind zunächst die biografischen Parallelen zwischen Wanka und Kanzlerin Merkel: Ostdeutsche, Naturwissenschaftlerin, verheiratet mit einem Professor. Merkel hat sich zur Wendezeit im Demokratischen Aufbruch engagiert, Wanka im Neuen Forum. Als enge Vertraute gelten die beiden trotz dieser Ähnlichkeiten aber bisher nicht.

Wanka kann mit Facherfahrung punkten

Wanka kann vor allem mit Facherfahrung punkten. 1994 wurde sie Rektorin der Hochschule Merseburg. Schon damals bekam sie das Angebot, Ministerin in Sachsen-Anhalt zu werden, lehnte aber ab. Sechs Jahre später dann die Zusage: Wanka übernahm die Leitung des Wissenschaftsressorts in Brandenburgs SPD-CDU-Koalition – bis zur Wahlniederlage 2009. Nur wenige Monate später holte der damalige Ministerpräsident Christian Wulff sie nach Niedersachsen. Dort blieb Wanka von 2010 bis zur knapp verlorenen Wahl im Januar dieses Jahres im Amt – übrigens als erste Ostdeutsche in einem Westkabinett überhaupt. Wanka hat damit fast 13 Jahre als Wissenschaftsministerin vorzuweisen.

Bei Sachfragen gilt sie als kompetent, penibel und konservativ. Wanka verteidigte die Studiengebühren bis zum Schluss. Noch im Juli 2012 prophezeite sie: Schon in fünf Jahren "gibt es bundesweit Studiengebühren". Mittlerweile haben alle Bundesländer bis auf Bayern beschlossen, keine Gebühren mehr zu erheben – wenn sie es denn je taten. Und selbst in Bayern arbeitet Ministerpräsident Horst Seehofer mittlerweile an deren Abschaffung. Für Wanka aber sind solche Kehrtwenden ihrer Unionsfreunde nur Populismus.

Bezahlen sollen die Studenten, wenn es nach Wankas Willen geht. Aber Abitur brauchen sie nicht mehr unbedingt: Wanka hat sich in ihren letzten Monaten in Niedersachsen für offenere Unis eingesetzt. Damit wollte sie mehr Menschen mit Berufsausbildung und Praxiserfahrung zum Studium bewegen. Auch für mehr Migranten an Hochschulen hat sie sich stark gemacht. Wanka will starke, unabhängige Unis, die an ihren Profilen arbeiten und auch mal miteinander um Studenten konkurrieren.

In der immer weiter schrumpfenden Gruppe der unionsgeführten Bundesländer koordinierte sie außerdem die Bildungspolitik, schlug zuletzt verbindlichere gemeinsame und bundesweite Lernstandards an Schulen vor. Wanka scheint Politik zu vertreten, die sich vor allem um möglichst hohe Effizienz und maximalen, messbaren Erfolg der Bildungsinstitutionen kümmert – nicht zuletzt mit Blick auf die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt.

Eine gute Managerin, die viel redet und diskutiert

Merkel hat also eine Fachpolitikerin gewählt. Das ist deshalb erwähnenswert, weil sie im Ruf steht, ihr sei Loyalität und persönliches Vertrauen bei Personalentscheidungen wichtiger als fachliche Expertise. Merkel machte Peter Altmaier zum Umweltminister, der mit dem Ressort bis dahin nichts zu tun hatte, aber als parlamentarischer Geschäftsführer eng mit ihr zusammenarbeitete. Ihren Vertrauten Thomas de Maizière hat sie erst vom Kanzleramt ins Innenministerium geschoben und dann zum Verteidigungsministerium. Wegen dieser Vorgeschichte waren auch enge Merkelvertraute wie Peter Hintze, zurzeit Staatsekretär im Wirtschaftsministerium, im Gespräch um Schavans Nachfolge.

Was Wanka mit diesen Merkelmännern gemeinsam hat: Sie ist eine gute Managerin. Unter ihr als Fraktionschefin hielt die chaotische brandenburgische CDU still. Kaum war sie weg, versank die Partei in dem Chaos, in dem sie sich auch heute noch befindet. Mit offener Konfrontation hat Wanka ebenfalls kein Problem. Als der SPD-Politiker Matthias Platzeck im Jahr 2009 lieber mit der Linken als mit der CDU regierte, sprach sie von "Verrat an 1989" und überreichte ihm zur Ernennung einen Strauß aus roten Nelken, wie es bei vielen kommunistischen Parteien üblich ist. Noch wenige Wochen zuvor hatte Wanka als Platzecks Stellvertreterin eng mit ihm zusammengearbeitet. Von sich selbst sagt sie, sie habe "die Schwäche, dass ich viel rede, diskutiere, gerne streite und manchmal ins Wort falle".

Nur mit Wahlkämpfen scheint Wanka wenig Glück zu haben. In Brandenburg hat sie ihren Wahlkreis nie gewinnen können, ihre Partei dümpelte unter ihrer Führung unterhalb der 20-Prozent-Grenze herum. In Niedersachsen dann verlor die CDU die Wahlen in diesem Januar und flog aus der Regierung. Ein Wählermagnet scheint die neue Ministerin im Jahr der Bundestagswahl also nicht zu sein. Aber dafür gibt es ja noch ihre neue Chefin, die Bundeskanzlerin.

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