News: Frauen haben schlechtere Chancen nach Herzinfarkt
In einer ersten Auswertung über offenbar benachteiligte Patientengruppen hatte sich im Frühjahr 1996 (The Lancet, 3. Mai 1996) herausgestellt, daß 20 Prozent der Patienten in Europa nicht die modernste zur Verfügung stehende Therapie erhalten hatten: Medikamente zur Auflösung des beim Infarkt aufgetretenen Blutgerinnsels in den Herzkranzgefäßen. Bei den weiblichen Patienten war diese Behandlung um 31 Prozent zu selten angewendet worden. Bei den Senioren im Alter zwischen 65 und 74 Jahren lag die Häufigkeit dieser Therapie sogar 45 Prozent unter dem Durchschnitt.
Mit einer jetzt im amerikanischen New England Journal of Medicine (1. Januar 1998) erschienenen neuen Auswertung wird die Frage geschlechtsspezifisch analysiert. Dieses Mal ging es um die Bestimmung der Todesrate innerhalb von 35 Tagen nach dem Infarkt. Die Ergebnisse:
– Laut den Rohdaten hatten die weiblichen Infarkt-Patienten innerhalb des Beobachtungszeitraums ein im Vergleich zu den Männern um 73 Prozent größeres Sterberisiko.
– Allerdings waren die Patientinnen in der Studie durchschnittlich älter. Schaltete man durch statistische Kunstgriffe den Einfluß des Alters aus, lag die Sterblichkeit der Frauen mit Infarkt um 20 Prozent höher als bei den Männern.
– Berücksichtigte man in der Analyse auch noch die Unterschiede zwischen den männlichen und den weiblichen Patienten nach zusätzlichen medizinischen Kriterien, so reduzierte sich das vermehrte Sterberisiko von Frauen nach einem Infarkt auf 14 Prozent.
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