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News: Frauen reihen Anerkennung vor 'Halbe-Halbe'

Obwohl Frauen eigenen Angaben zufolge im Durchschnitt drei Viertel der Hausarbeit erledigen, beurteilen nur etwa 30 Prozent der Befragten die ungleiche Arbeitsaufteilung als ungerecht. Das ergab die jüngste Studie des Institutes für Sozialpsychologie an der Grazer Universität. Ob die geringe Mithilfe der Männer von Frauen als gerecht oder ungerecht empfunden wird, hänge wesentlich mit der Wertschätzung und respektvollen Anerkennung durch den Partner zusammen, erklärt Harald Freudenthaler, der rund 150 berufstätige Frauen aus dem Mittelstand ausführlich befragt hat.
Vorläuferstudien des Instituts für Sozialpsychologie (Leitung: Gerold Mikula) der Universität Graz hätten bereits belegt, daß 80 Prozent der Studierenden, 50 Prozent der Angestellten und 30 Prozent der Arbeiterinnen die "Halbe-Halbe"-Regelung für ideal erachten, so Freudenthaler. Dieses Ideal weiche jedoch drastisch von der tatsächlichen Arbeitsaufteilung im Haushalt ab: 90 Prozent aller befragten Frauen wünschen sich mehr Mitarbeit des Partners. Die weiblichen Strategien, mit der Diskrepanz zwischen Traum und Wirklichkeit fertig zu werden, standen im Zentrum der Forschung des Grazer Psychologen.

Bei der seelischen Bewältigung der ungleichen Arbeitsaufteilung dürfte es eine besondere Rolle spielen, inwieweit es Frauen als gerechtfertigt erachten, daß ihr Lebensgefährte nicht mehr Haushaltsarbeit erledigt. "Bei der Bewertung der eigenen Situation tendieren Frauen zum Vergleich, wie sehr sich andere Männer engagieren bzw. was von Männern überhaupt erwartet wird", so Freudenthaler. Der überwiegende Teil der Frauen kommt – auch aus Selbstschutz – zum Ergebnis, daß der Partner zwar nicht die eigenen Wünsche, aber doch die gesellschaftlichen Erwartungen übertrifft.

Der Großteil der Frauen würde versuchen, das Beste aus der mißlichen Situation zu machen, anstatt zu resignieren: 20 Prozent sind überzeugt, daß der Partner weniger als andere Männer im Haushalt leistet. 57 Prozent glauben, daß sich der Partner mehr als andere an der Haushaltsführung beteiligt. Dies sei wohl auch der Grund dafür, daß kaum eine Frau mit einer anderen tauschen wollte.

Eine weitere Bewältigungsstrategie der Frauen bestünde darin, nicht nur darauf Wert zu legen, wieviel Hausarbeit vom Partner konkret erledigt wird, so Freudenthaler: Ebenso wichtig dürfte es sein, daß Männner den Leistungen der Frauen sowie ihren Wünschen bezüglich Arbeitsteilung aufgeschlossen sind und die Unterstützungsbereitschaft zum Ausdruck bringen. "Je gerechter Frauen das Zustandekommen der Arbeitsteilung wahrnehmen, desto gerechter beurteilen sie die Aufteilung selbst", sagte der Wissenschaftler.

Weiterhin belegt die Studie, daß die meisten Frauen nicht nur ein positives Bild ihres Partners haben, sondern auch überzeugt sind, daß sich seine Beteiligung langsam ihren Wünschen annähert. Eine Änderung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sei, so Freudenthaler, der erste Schritt zur Verbesserung der Situation der Frau, da sich viele Männer noch immer an die niedrigen gesellschaftlichen Normen bezüglich Mitarbeit im Haushalt orientieren würden.

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