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News: Frauen werden in Deutschland zu selten aktiv

Die USA, Kanada und Israel zählen zu den gründungsaktivsten Länder. Zugleich verbuchen sie die höchsten Zuwachsraten beim Sozialprodukt und bei der Schaffung von Arbeitsplätzen. Deutschland landet dagegen in allen Vergleichsaspekten nur auf mittleren oder sogar hinteren Rängen. Doch werden in Deutschland die Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft. Das Gründungsklima hat sich zwar verbessert; allerdings ist es im internationalen Vergleich aber noch immer ungünstig. Frauen werden zu selten aktiv, und Schwächen im Bildungssystem drücken die Gründungsquote. Zu diesem Ergebnis kommt der Länderbericht Deutschland zum Global Entrepreneurship Monitor (GEM), einer internationalen Vergleichsstudie.
Die GEM-Untersuchungvergleicht das Gründungsgeschehen in zehn größeren Industrienationen – darunter alle G7-Staaten – und leitet daraus Empfehlungen für die Politik ab. Die Studie fußt auf mehr als 10 000 Telefoninterviews und über 350 Expertenbefragungen, womit GEM auf bislang einmalige Daten zurückgreifen kann. Diese Basis wird noch ausgebaut: An den künftig jährlichen Erhebungen werden in diesem Jahr voraussichtlich bereits 16 Länder teilnehmen. Der deutsche Länderbericht wurde im März 2000 vom Wirtschafts- und Sozialgeographischen Institut der Universität zu Köln unter Leitung von Rolf Sternberg publiziert.

Die Schwachpunkte liegen keineswegs bei staatlichen Existenzgründerprogrammen oder beim Wissens- und Technologietransfer. Diese Aspekte werden für Deutschland relativ gut bewertet. Auch in Sachen gründungsbezogene Infrastrukturen und Gründungsfinanzierung kann Deutschland durchaus mithalten. Dennoch raffen sich durchschnittlich nur etwa zwei von 100 erwachsenen Bundesbürgern zum Schritt in die Selbstständigkeit auf. In Kanada sind es sieben, in den USA mehr als acht. Die zehn GEM-Länder können hinsichtlich der Gründungsaktivitäten in drei Klassen eingeteilt werden: In die Kategorie mit hohem Niveau (mittlere Gründungsquote von 6,9 Prozent) gehören Kanada, Israel und USA, in die Kategorie mit mittlerem Niveau Italien und Großbritannien (3,4 Prozent) und in die Kategorie mit niedrigem Niveau Deutschland, Dänemark, Finnland, Frankreich und Japan (1,8 Prozent). Die Unterschiede in den Gründungsquoten erklären etwa ein Drittel der Varianz des volkswirtschaftlichen Wachstums.

Als bedeutende Gründungsbarriere wirken sich hierzulande vor allem soziale und kulturelle Normen aus. Das gesellschaftliche Ansehen von "Entrepreneuren" ist gering, die Angst sitzt tief, bei einem Scheitern viel soziales Ansehen zu verspielen. Ein Unternehmen zu gründen und es, wenn es sein muss, wieder zu schließen, gilt in Nordamerika oder Israel fast als selbstverständlich; im europäischen und speziell im deutschen Werteverständnis wird daraus regelmäßig ein "big deal".

Hinzu kommt Unsicherheit, ob man sich die Gründung und Leitung einer Firma zutrauen kann. Denn unternehmerisches Denken will gelernt sein, doch in deutschen Schulen und Hochschulen fehlt vielfach die geeignete Wissensvermittlung. Und nach wie vor trauen sich Frauen viel zu selten in die Selbstständigkeit. Auf sieben männliche Gründer in Deutschland kommt nur eine Frau – selbst im gründungsschwachen Japan ist die Frauenquote mehr als doppelt so hoch, und in den USA nähert sich das Verhältnis allmählich dem Gleichstand.

Das deutsche GEM-Team unter der Leitung von Sternberg empfiehlt daher insbesondere, mehr Augenmerk auf die "weichen" Faktoren zu legen, die als soziale Normen und Qualifikationsmerkmale vor allem in den Köpfen wirken. Positive Effekte sind überdies von einem gründerfreundlichen regionalen Umfeld zu erwarten. Der nationale Gründungssektor und somit Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum insgesamt, aber auch jeder einzelne Gründer profitiert von regionalen Gründungsclustern, deren Entstehung wenigstens partiell und langfristig durch politische Maßnahmen begünstigt werden kann.

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