News: Freie Fahrt
Im Gegensatz zum menschlichen Verkehrsnetz geht es auf Ameisenstraßen meist recht zügig voran. Denn die krabbelnden Verkehrsteilnehmer wissen rechtzeitig, auf Umleitungen auszuweichen.
"Auf der A1 Richtung Euskirchen zwischen Kreuz Köln-Nord und Köln-Lövenich vier Kilometer Stau." Jeden Morgen das gleiche Ritual: Im ganzen Land strömen Heerscharen von Autos in die Städte und transportieren ihre Insassen – die meist ziemlich einsam in ihrem Gefährt sitzen – zu ihrer Wirkstätte für das täglich Brot. Das heißt, meist strömen sie nicht, sondern stehen. Im Stau. Bestenfalls kriechen sie im stockenden Verkehr, bei dem es nur nervenaufreibend zäh voran geht.
Doch Homo sapiens ist nicht die einzige Art dieses Planeten, die Straßen anlegt. Ameisen zeichnen sich durch eine über Jahrmillionen angesammelte Erfahrung als Verkehrsplaner aus. Und wer sich einmal die Muße genommen hat, die kleinen Krabbler auf ihren Straßen zu beobachten, wird vom Gewimmel und Gewusel fasziniert gewesen sein. Auch hier stockt es mal hier, mal da, aber im Großen und Ganzen geht es trotz dichten Verkehrs ziemlich zügig voran. Muss es auch. Denn jeder Ameisenstaat, der seine Verkehrsprobleme nicht im Griff hat, wird früher oder später verhungern.
Angelegt werden die Ameisenstraßen von Kundschaftern: Sobald sie eine Nahrungsquelle aufgespürt haben, laufen sie schnurstracks zurück zum Nest und legen dabei eine Duftmarke an. Im Stock werden dann sofort Arbeiterinnen rekrutiert, die, immer an der Duftmarke entlang hangelnd, zielstrebig das Futter erreichen, um es umgehend zum Nest zurückzuschleppen. Dabei halten sich die Arbeiterinnen äußerst diszipliniert an die vorgegebene Route.
Ganz so stur, wie man glauben sollte, verhalten sich die sechsbeinigen Verkehrsteilnehmer allerdings doch nicht, wie Audrey Dussutour herausgefunden hat. Die Verhaltensforscherin von der Université Paul Sabatier in Toulouse hat zusammen mit anderen Wissenschaftlern, darunter dem Physiker Dirk Helbing von der TU Dresden, die Stau vermeidenden Maßnahmen auf Ameisenstraßen untersucht.
Als Testfahrer stellten sich Schwarze Gartenameisen (Lasius niger) den Forschern zur Verfügung, wobei sie einen kleinen Parcours zu bewältigen hatten: Über eine Brücke, die sich in der Mitte in zwei Wege gabelte, konnten die Tiere eine Futterquelle erreichen, in diesem Fall schlichter Zucker. Kundschafter der Ameisen entdeckten die Leckerei schnell, Arbeiterinnen wurden losgeschickt, um das kostbare Gut abzutransportieren. Dabei wählten die Tiere erwartungsgemäß an der Abzweigung immer den gleichen Weg: die vom Kundschafter zuvor markierte Strecke.
Die Forscher wiederholten nun ihr Experiment, doch unter verschärften Bedingungen: Statt ganzen zehn Millimetern standen den Ameisen nur noch eine Brücke von sechs, drei oder gar nur 1,5 Millimeter Breite zur Verfügung. Doch der Ameisenverkehr brach dadurch keineswegs zusammen, die Zuckerlieferungsrate konnte im Wesentlichen aufrecht erhalten werden. Denn die Ameisen wählten rechtzeitig die nicht markierte Umleitung – und zwar bevor der Verkehr ernsthaft ins Stocken geriet.
Offensichtlich, so konnten die Wissenschaftler beobachten, schätzen die Insekten durch den Gegenverkehr die Stauwahrscheinlichkeit ab. Denn sobald sie den Engpass erreichen, stoßen sie mit ihren heimkehrenden Kollegen zusammen, die sie mehr oder weniger rabiat zurückschieben. Durch diese Kollisionen lassen sich die Kerbtiere jedoch nicht beirren und wählen stattdessen die Alternativroute.
Berechnungen der Forscher ergaben, dass die Ameisen bei dieser Stauvermeidungsstrategie äußerst effektiv arbeiten. Denn die Tiere weichen bereits dann aus, bevor es zum zäh fließenden Verkehr kommt. Bei Homo sapiens funktioniert das bekanntermaßen weniger gut. Umwege werden häufig erst dann in Betracht gezogen, wenn es bereits zu spät ist.
Doch Homo sapiens ist nicht die einzige Art dieses Planeten, die Straßen anlegt. Ameisen zeichnen sich durch eine über Jahrmillionen angesammelte Erfahrung als Verkehrsplaner aus. Und wer sich einmal die Muße genommen hat, die kleinen Krabbler auf ihren Straßen zu beobachten, wird vom Gewimmel und Gewusel fasziniert gewesen sein. Auch hier stockt es mal hier, mal da, aber im Großen und Ganzen geht es trotz dichten Verkehrs ziemlich zügig voran. Muss es auch. Denn jeder Ameisenstaat, der seine Verkehrsprobleme nicht im Griff hat, wird früher oder später verhungern.
Angelegt werden die Ameisenstraßen von Kundschaftern: Sobald sie eine Nahrungsquelle aufgespürt haben, laufen sie schnurstracks zurück zum Nest und legen dabei eine Duftmarke an. Im Stock werden dann sofort Arbeiterinnen rekrutiert, die, immer an der Duftmarke entlang hangelnd, zielstrebig das Futter erreichen, um es umgehend zum Nest zurückzuschleppen. Dabei halten sich die Arbeiterinnen äußerst diszipliniert an die vorgegebene Route.
Ganz so stur, wie man glauben sollte, verhalten sich die sechsbeinigen Verkehrsteilnehmer allerdings doch nicht, wie Audrey Dussutour herausgefunden hat. Die Verhaltensforscherin von der Université Paul Sabatier in Toulouse hat zusammen mit anderen Wissenschaftlern, darunter dem Physiker Dirk Helbing von der TU Dresden, die Stau vermeidenden Maßnahmen auf Ameisenstraßen untersucht.
Als Testfahrer stellten sich Schwarze Gartenameisen (Lasius niger) den Forschern zur Verfügung, wobei sie einen kleinen Parcours zu bewältigen hatten: Über eine Brücke, die sich in der Mitte in zwei Wege gabelte, konnten die Tiere eine Futterquelle erreichen, in diesem Fall schlichter Zucker. Kundschafter der Ameisen entdeckten die Leckerei schnell, Arbeiterinnen wurden losgeschickt, um das kostbare Gut abzutransportieren. Dabei wählten die Tiere erwartungsgemäß an der Abzweigung immer den gleichen Weg: die vom Kundschafter zuvor markierte Strecke.
Die Forscher wiederholten nun ihr Experiment, doch unter verschärften Bedingungen: Statt ganzen zehn Millimetern standen den Ameisen nur noch eine Brücke von sechs, drei oder gar nur 1,5 Millimeter Breite zur Verfügung. Doch der Ameisenverkehr brach dadurch keineswegs zusammen, die Zuckerlieferungsrate konnte im Wesentlichen aufrecht erhalten werden. Denn die Ameisen wählten rechtzeitig die nicht markierte Umleitung – und zwar bevor der Verkehr ernsthaft ins Stocken geriet.
Offensichtlich, so konnten die Wissenschaftler beobachten, schätzen die Insekten durch den Gegenverkehr die Stauwahrscheinlichkeit ab. Denn sobald sie den Engpass erreichen, stoßen sie mit ihren heimkehrenden Kollegen zusammen, die sie mehr oder weniger rabiat zurückschieben. Durch diese Kollisionen lassen sich die Kerbtiere jedoch nicht beirren und wählen stattdessen die Alternativroute.
Berechnungen der Forscher ergaben, dass die Ameisen bei dieser Stauvermeidungsstrategie äußerst effektiv arbeiten. Denn die Tiere weichen bereits dann aus, bevor es zum zäh fließenden Verkehr kommt. Bei Homo sapiens funktioniert das bekanntermaßen weniger gut. Umwege werden häufig erst dann in Betracht gezogen, wenn es bereits zu spät ist.
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