News: Freiheit macht Allergien
Deshalb kamen die Wissenschafter auf die Idee, in Leipzig eine Untersuchung zu wiederholen, die bereits 1991/92, also kurz nach der "Wende", an 1 854 Kindern im Alter zwischen neun und elf Jahren durchgeführt worden war. Die Kinder waren also noch vor dem Ende des SED-Regimes und unter den Bedingungen des Lebens- und Konsumstandards des Ostblocks auf die Welt gekommen. 1995/96 wurden dann 2 666 Kinder aus derselben Altersklasse in Leipzig untersucht.
Dabei kam eine deutliche Zunahme allergischer Beschwerden oder Hinweise auf eine "Veranlagung" (Atopie) zutage:
- So litten 1991/92 unter den Leipziger Kindern nur 2,3 Prozent an Heuschnupfen bzw. ähnlichen Symptomen. 1995/96 waren es bereits 5,1 Prozent.
- 1991 zeigten 19,3 Prozent der kleinen Probanden im Haut-Test auf Allergene eine Reaktion, bei der Wiederholung waren es in Leipzig bereits 27,7 Prozent.
- Bei der Asthma-Rate wurden keine Unterschiede festgestellt.
- Eine Erklärung für den Anstieg der allergischen Reaktionen bei den jungen Leipzigern: Der Anteil der Wohnungen mit Zentralheizung stieg in den Familien der jungen Probanden zwischen den beiden Erhebungen von 32,9 auf 49,3 Prozent. Auch der Anteil der Gasheizungen erhöhte sich stark (von 8,8 auf 18,8 Prozent). Gleichzeitig wuchs der Anteil der Wohnungen mit Teppichböden von 60,9 auf 86,5 Prozent.
Die Studie belegt – so die Autoren – jedenfalls den bereits seit einigen Jahren bestehenden "Verdacht", daß Allergien in der frühen Kindheit angelegt werden. Offenbar geschieht das später als bei Asthma. Denn in der Untersuchung von 1995/96 waren die kleinen Probanden rund drei Jahre vor der "Wende" auf die Welt gekommen. Bei den Allergien zeigte sich zwischen den beiden Untersuchungen ein Unterschied, beim Asthma aber nicht.
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