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Verhaltensforschung: Freiheit!

Mitfühlende Ratten befreien Artgenossen.
Ratte im Käfig

Forscher um Ben-Ami Bartal an der University of Chicago beobachteten, wie Ratten auf die Möglichkeit reagieren, einen eingesperrten Artgenossen aus seinem Käfig zu befreien. Dabei zeigte sich, dass die Tiere offenbar völlig uneigennützig die Gefangenen in die Freiheit entlassen – selbst wenn sie sich dabei um eine größere Portion Schokolade bringen. Dieses Verhalten deuten die Wissenschaftler als Ausdruck von Empathie.

Konfrontation mit einer gefangenen Ratte | Die Anwesenheit einer Ratte im Käfig erregt die Neugier eines Artgenossen. Mit der Zeit lernt die "freie" Ratte, die Käfigtür zu öffnen.

Jeweils zwei Ratten waren an einem Experiment beteiligt. Das freilaufende Tier hatte die Möglichkeit, die Tür des Käfigs umzuwerfen und so die gefangene Ratte zu befreien. Anfangs umkreisten die Tiere den Käfig, bissen wiederholt ins Gitter und versuchten, mit dem Gefangenen Kontakt aufzunehmen, berichten die Wissenschaftler. Nach durchschnittlich sieben Tagen allerdings lernten die Tiere, die Tür zu öffnen und taten es ab dann zielgerichtet.

Um andere Beweggründe als Empathie auszuschließen, untersuchten die Forscher einige Kontrollbedingungen: War der Käfig beispielsweise einfach nur leer oder enthielt er irgendeinen Gegenstand, wurde er nicht geöffnet. Bemerkenswert war, dass Ratten, die vor die Wahl gestellt wurden, die Tür eines eingesperrten Artgenossen oder die eines Käfigs mit bereitgelegten Schokoladenchips zu öffnen, beides taten. Anschließend teilten sie ihre Beute mit den ehemaligen Gefangenen.

Schließlich modifizierten die Forscher die Versuchsanordnung, um festzustellen, ob es die Aussicht auf sozialen Kontakt war, welche die Ratten zur Befreiungsaktion veranlasste. Doch deren Verhalten änderte sich auch dann nicht, wenn die befreite Ratte hinterher räumlich von ihnen getrennt war.

Insofern schließen die Forscher andere Handlungsantriebe als Empathie aus. Die eingesperrten Tiere hätten zwar geschrien, aber zu selten, als dass sie damit ihre potenziellen Befreier unter Stress hätten setzen können. Den freilaufenden Ratten kann es also nicht darum gegangen sein, das unangenehme Rufen der Artgenossen abzustellen, so Bartal und Kollegen. Reine Neugier als Motivation scheidet ebenfalls aus, da sich das Verhaltensmuster über einen Monat hinzog. Zufällig waren die Befreiungen auch nicht, denn die Ratten lernten, die Tür zielsicher zu öffnen und zeigten sich immer weniger überrascht vom Ergebnis ihrer Aktion.

Empathie unterscheidet sich grundlegend von der so genannten "emotionalen Ansteckung", bei der ein Lebewesen einfach die Gefühlsregungen eines anderen übernimmt und dann beispielsweise ebenso unter Stress leidet wie der Eingesperrte. Empathische Lebewesen haben viel mehr die Eigenschaft, sich in einen Artgenossen hineinversetzen zu können, aber dennoch emotional distanziert und somit handlungsfähig zu bleiben.

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