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Fremde Welten: Exoplanet umkreist nahen Stern

Barnards Stern ist mit sechs Lichtjahren der uns nächst gelegene Einzelstern. Mit dem Very Large Telescope wurde dort ein Exoplanet mit etwa der halben Venusmasse entdeckt.
Die Illustration zeigt Barnards Stern und seinen Exoplaneten
Barnards Stern ist ein roter Zwergstern (oben), der von einem Exoplaneten (unten) umkreist wird (Illustration). Barnard b, so sein Name, hat eine kleinere Masse als unsere Erde.

Inzwischen werden fast jeden Tag Planeten aufgespürt, die um andere Sterne kreisen. Aktuell sind mehr als 7000 dieser Exoplaneten bekannt. Bei einer neuen Entdeckung steckt die Brisanz darin, dass ein Stern in unmittelbarer Nähe zum Sonnensystem mindestens einen planetaren Begleiter aufweist, der auch noch ungewöhnlich massearm ist.

Bei dem Objekt handelt es sich um Barnards Stern in rund sechs Lichtjahren Entfernung – dem unserer Sonne am nächsten gelegenen Einzelstern. Er befindet sich im Sternbild Schlangenträger (lateinisch: Ophiuchus), das auch von Europa aus gut zu sehen ist. Allgemein bekannter dürfte zwar der uns nächste Stern Proxima Zentauri im Sternbild Zentaur in rund vier Lichtjahren Distanz sein, aber dieser gehört zu einem Mehrfachsternsystem. Der Fund bei Barnards Stern ist mit dem Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO) gelungen. Das VLT befindet sich in der chilenischen Atacama-Wüste, besteht aus vier Großteleskopen mit Hauptspiegeln der 8-Meter-Klasse und feierte gerade sein 25-jähriges Jubiläum.

Der neu entdeckte Exoplanet um Barnards Stern weist ungefähr die Hälfte der Masse der Venus auf. Damit ist er einer der masseärmsten bekannten Exoplaneten und einer der wenigen, deren Masse geringer ist als die der Erde. Er umkreist seinen Stern in 3,15 Erdtagen – also recht eng, wenn man bedenkt, dass der Merkur 88 Tage für einen Umlauf um die Sonne benötigt. Zudem deuten die VLT-Beobachtungen an, dass drei weitere Exoplaneten Barnards Stern umkreisen. Um deren Existenz sicher zu bestätigen, sind allerdings nachfolgende Beobachtungen erforderlich.

Das Team veröffentlichte die Entdeckung des neuen Exoplaneten in der Zeitschrift »Astronomy & Astrophysics«. Tatsächlich dauerten die Beobachtungen fünf Jahre. Erstautor der Studie ist Jonay González Hernández vom Instituto de Astrofísica de Canarias in Spanien. Die Forschenden untersuchten den Bereich um den Stern, in dem flüssiges Wasser auf der Oberfläche eines Planeten existieren könnte: die habitable Zone. Da Barnards Stern ein kleiner und kühler Roter Zwerg ist, liegt dieser Bereich sehr nah am Gestirn.

Der Name »Barnard« geht auf den US-Astronomen Edward E. Barnard zurück. Er war es, der im Jahr 1916 die ungewöhnlich hohe Eigenbewegung des Sterns entdeckte. Das brachte dem Objekt den Namen »Barnards Pfeilstern« ein. Die schnelle Bewegung des Sterns am Himmel ist einfach seiner Nähe geschuldet.

Der astronomischen Nomenklatur folgend erhielt der neue Exoplanet den Namen Barnard b. Der kleine Himmelskörper weist eine Oberflächentemperatur von zirka 125 Grad Celsius auf, weil er nicht innerhalb der habitablen Zone um seinen Heimatstern kreist, sondern noch näher. »Selbst wenn der Stern etwa 2500 Grad kühler ist als unsere Sonne, ist es dort zu heiß, um flüssiges Wasser auf der Oberfläche zu ermöglichen«, erklärt González Hernández.

Für die Beobachtungen mit dem VLT nutzten Astronominnen und Astronomen das Instrument ESPRESSO. Die Planeten werden damit nicht direkt abgebildet; vielmehr verrät sich ihre Anwesenheit durch Taumelbewegungen des Sterns, an dem die Exoplaneten mit ihren Gravitationskräften ruckeln. Diese Kräfte sind allerdings sehr gering, so dass ein hochempfindliches Instrument erforderlich ist. Die Ergebnisse wurden mittlerweile durch weitere Messungen mit anderen Instrumenten bestätigt.

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