Nahrungskette: Fressrausch an totem »Moby Dick« gefilmt
Normalerweise ziehen Mitarbeiter der US-Wetter- und Meeresbehörde NOAA Walkadaver weiter hinaus aufs hohe Meer, wenn die toten Tiere in der Nähe von hawaiianischen Stränden treiben: Das spart Zeit und Geld, da die verendeten Riesen an Land explodieren könnten, aber nur schwer beweglich sind. Wegen des US-Shutdowns versehen jedoch weniger Mitarbeiter ihren Dienst, weshalb sie im Falle eines vor Oahu dümpelnden toten Pottwals vorerst nicht eingriffen. Das meldete die US-Nachrichtenseite »Motherboard« mit Verweis auf eine NOAA-Mitteilung. Das aber ermöglichte interessierten Zuschauern ein selten zu beobachtendes Spektakel: Ein bis zwei Dutzend Tigerhaie delektierten sich letzte Woche (ab 11. Januar) an dem tonnenschweren Meeressäuger, der wohl schon länger im Pazifik trieb und wegen seiner ausgeblichenen Haut an den weißen Wal »Moby Dick« erinnert.
Ein Drohnenvideo zeigt, wie die Tigerhaie um den Kadaver kreisen und immer wieder Fetzen aus dem Wal reißen. Manche der Haie waren knapp fünf Meter lang und damit länger als manche Beobachtungsboote, die von dem Schauspiel angezogen wurden, so Augenzeugen. Strandbesuchern wurde angeraten, nicht in der Nähe des Kadavers zu schwimmen. Am Samstag (12. Januar) strandete der tote Pottwal letztlich doch noch und musste unter anderem wegen des strengen Geruchs aufs Meer hinausgezogen werden.
Feeding frenzy! Check out this drone video of tiger sharks ripping into the carcass of a dead whale in waters south of Oahu! https://t.co/vqS26g5VzD#HINewspic.twitter.com/hEkF2TtyU4
— Hawaii News Now (@HawaiiNewsNow) 11. Januar 2019
Tote Wale sind ein wichtiger Bestandteil mariner Nahrungsketten: Die bis zu 200 Tonnen schweren Giganten sind nach dem Ableben erst leichte Nahrung für Aasfresser, inklusive Haien und Krokodilen. Wenn sie absinken, verfrachten sie große Mengen an Nährstoffen in die sonst eher wüstenhafte Tiefsee, wo sie regelrechte »Oasen des Lebens« bilden. Bestimmte Arten wie die Bartwurmarten der Gattung Osedax etwa sind darauf spezialisiert, die Knochen der abgesunkenen Giganten zu verwerten. Der kommerzielle Walfang hat durch das massenhafte Abschlachten der Wale dafür gesorgt, dass zumindest zwischenzeitlich sehr viel weniger Kadaver in die Tiefsee gelangten, und damit auch diese Lebensgemeinschaften gefährdet.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.