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Bekanntschaften: Das Handy ist ein Handikap

Das Smartphone stört nicht nur im Kreis von Familie und Freunden. Mit dem Handy in der Hand verpassen wir auch eher die Chance, neue Leute kennen zu lernen.
Drei Studierende sitzen auf Stühlen und beschäftigen sich mit Handy, Tablet oder Computer
Wer beim Warten aufs Handy guckt, knüpft seltener Kontakt zu den Mitwartenden. (Symbolbild)

Wenn Studierende ihr Handy bei sich haben, dann lassen sie eher die Gelegenheit verstreichen, Gleichaltrige kennen zu lernen. Zu diesem Schluss kommen Forschende von der University of British Columbia im »Journal of Experimental Social Psychology«. Die Psychologin Elizabeth Dunn und ihre Kollegen ließen Studierende 20 Minuten mit zwei bis drei unbekannten Gleichaltrigen in einem Aufenthaltsraum warten. Zuvor hatten sie die Hälfte der Versuchspersonen unter einem Vorwand gebeten, ihr Smartphone abzugeben. Die Forschenden vermuteten, dass sich die Studierenden anfangs unwohler fühlen würden, wenn sie sich nicht mit ihrem Telefon beschäftigen konnten.

Doch das war nicht der Fall: Die Handys brachten ihren Besitzerinnen und Besitzern auch während der ersten Minuten keinen psychologischen Vorteil. Und im weiteren Verlauf entpuppte sich das Handy sogar als Nachteil. Denn die handylosen Versuchspersonen knüpften mehr Kontakte zu den unbekannten Mitwartenden, und es ging ihnen insgesamt besser als jenen, die ihr Telefon behalten durften.

Was der Grund dafür sein könnte, hat Elizabeth Dunn bereits mit einem weiteren Team entdeckt. Einander unbekannte Menschen, die zusammen in einem Raum warten, lächeln weniger, wenn sie ihr Handy bei sich haben. Ein so genanntes »echtes Lächeln« mit Lachfältchen um die Augen zeigten sie sogar um 30 Prozent seltener.

Auch im Beisein von Familie und Freunden erweisen sich Smartphones als Handikap, wie Dunn und Kollegen schon 2018 in einem Feldexperiment beobachteten. Sie hatten einen Teil ihrer Versuchspersonen gebeten, während eines Restaurantbesuchs mit Freunden oder Familie das eigene Handy auf dem Tisch liegen zu lassen. Die übrigen sollten es weglegen. Wer sein Handy auf dem Tisch sah, fühlte sich stärker abgelenkt und genoss es weniger, Zeit mit Freunden oder Familie zu verbringen. »Handys sind in der Lage, uns mit anderen überall auf der Welt zu verbinden, aber sie stören die Kontakte zu denen, die gerade am gleichen Tisch sitzen«, schreiben Dunn und ihr Team.

Fast 90 Prozent der Smartphone-Besitzer geben an, während ihrer letzten sozialen Interaktion aufs Handy geguckt zu haben. Dabei empfinden die meisten das im umgekehrten Fall zwar als störend, wie Experimente zeigen – ihnen ist aber nicht bewusst, wie ihr eigener Handygebrauch auf das Gegenüber wirkt. Sie überschätzen ihre Fähigkeit zum Multitasking und haben außerdem eine gute Erklärung parat, warum sie gerade aufs Handy gucken müssen.

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