Ethnologie: Friedliche Wurzeln
Ob unsere steinzeitlichen Urahnen im Kollektiv gegeneinander kämpften, wird kontrovers diskutiert. Zwei Wissenschaftler aus Finnland argumentieren nun, dass es zwischen Jäger- und Sammlergruppen eher selten zu gewaltsamen Konflikten gekommen sei.
Douglas Fry und Patrik Söderberg von der Åbo Akademi in Vaasa analysierten tödliche Auseinandersetzungen in 21 Wildbeutergruppen. Die Daten entnahmen sie dem "Standard Cross-Cultural Sample", einer großen ethnografischen Sammlung, in der Anthropologen Erkenntnisse über zahlreiche Kulturen seit den 1980er Jahren zusammenfassen.
Unter den insgesamt 148 Gewaltakten konnten die Forscher die meisten einem Mord zuordnen, zwei Drittel gingen auf das Konto von Familienfehden, dem Streit um die weibliche Gunst oder Hinrichtungen innerhalb einer Sippe. Für kriegerische Konflikte zwischen größeren Gruppen fanden die Wissenschaftler hingegen kaum Beweise.
Zudem seien kriegsführende Wildbeutergesellschaften unwahrscheinlich, da die Klans nicht groß genug und eher egalitär ausgerichtet seien – also ohne mögliche Kriegstreiber. Auch territoriale Konflikte wären auf Grund der niedrigen Bevölkerungsdichte zweifelhaft.
Unsere steinzeitlichen Urahnen, die in jagenden und sammelnden Gemeinschaften lebten, könnten demnach ebenso eher ein friedfertiges Völkchen gewesen sein. Unklar ist jedoch, wie gut frühere Gesellschaften den analysierten ethnischen Gruppen entsprachen.
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