Direkt zum Inhalt

News: Frisches Blut gefragt

Wie die DNA-Analyse eines kürzlich getöteten jungen Wolfes zeigt, ist einer seiner Elternteile anscheinend ein Hund - und zwar wahrscheinlich der Vater. Wenn sich Hunde mit Wölfen paaren und damit ihr genetisches Material in das Rudel einbringen, hat das ernsthafte Konsequenzen für den Fortbestand der Population. Zumal die Wölfe Skandinaviens eine recht kleine Gemeinschaft darstellen.
Chris Walker, Carles Vilá, Anne-Karin Sundquist und Hans Ellegren vom Evolutionary Biology Centre der Uppsala University mussten neue Untersuchungsmethoden entwickeln, um im Genom des jungen Wolfes den Einfluss des Hundevaters feststellen zu können. Doch jetzt können sie sagen, dass sich die Eltern des Tieres im Sommer 1999 in der Gegend von Oslo in Norwegen trafen und neben ihm weitere vier – heute noch lebende – Geschwister zeugten.

Wölfe sind in Skandinavien stark bedroht. Und obwohl die Art geschützt ist, werden die Tiere immer noch illegal gejagt und getötet – das Bild vom gefährlichen Wolf, der den Menschen bedroht oder Schafe reißt, scheint immer noch sehr verbreitet zu sein. Die Zahl der Wölfe – Schätzungen zufolge soll es in Nordeuropa nur noch 50 bis 70 Tiere geben – ist inzwischen so gering, dass Naturschützer das Aussterben der Art befürchten.

Bei einer so kleinen Individuenzahl kommt es in der Gemeinschaft zu Inzucht. Je weniger Tiere sich noch fortpflanzen können, desto mehr verarmt das Erbgut der gesamten Population. Die Nachkommen degenerieren zunehmend und werden zum Beispiel anfälliger für Krankheiten, oder sie selbst können keinen Nachwuchs mehr zeugen. Sinkt die Zahl der Tiere unter eine bestimmte Grenze, ist die Lebensgemeinschaft nicht mehr zu retten, da sich der Bestand nicht mehr erholt.

Das gilt auch für die Wölfe im Norden. Eine vor kurzem durchgeführte parlamentarische Untersuchung in Schweden hat ergeben, dass die skandinavische Wolfpopulation dringend "neues Blut" benötigen würde, zum Beispiel durch Tiere, die aus anderen Regionen einwandern. Der Gedanke ist nicht so abwegig, denn Wölfe legen besonders im Frühjahr große Strecken zurück und dringen auch in neue Gebiete vor. Nur so könnten jedenfalls auf Dauer die negativen Folgen der Inzucht verhindert werden. Ob Hunde allerdings eine Alternative für "Wolfsblut" sind, wird sich zeigen.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.