Evolution: Der Frosch mit der Extremzunge
"Stellen Sie sich einen 80 Kilogramm schweren Menschen vor, der über 110 Kilogramm in wenigen Millisekunden mit seiner Zunge vom Boden heben kann", mit diesen Worten beschreibt der Zoologe Thomas Kleinteich von der Christian-Albrechts-Universität Kiel die extremen Kräfte die südamerikanische Schmuckhornfrösche der Gattung Ceratophrys mit ihrer Zunge entwickeln können. Die Amphibien können damit Beute fangen und zu sich heranziehen, die schwerer ist als sie selbst. Kleinteich und seine Kollegen hatte den Amphibien im Labor potenzielle Nahrung hinter dem Glas ihrer Terrarien vorgesetzt, deren Scheiben mit Kraftsensoren ausgestattet waren. Die Frösche versuchten, diese Insekten mit der Zunge zu erhaschen, diese bliebe jedoch am Glas haften. Die Messgeräte zeichneten dann auf, welche Kraft die Tiere aufwenden mussten, um die Zunge wieder zurückzuziehen.
Für die Forscher überraschend wirkten die Adhäsionskräfte dort am stärksten, wo die Zunge am wenigsten mit Schleim behaftet war – dieser galt bislang als entscheidendes Haftmittel. Stattdessen spiele die Beschaffenheit der Zungenoberseite wohl eine weitaus wichtigere Rolle, so Kleinteich, der diese Strukturen mit seinem Team nun als Nächstes untersuchen möchte. Am ehesten ließen sich die Zungenkräfte wohl mit bestimmten technischen Klebebändern und Etiketten vergleichen. Die Strukturanalyse der Zunge soll am Ende zu neuen technische Anwendungen führen. Die Frösche hingegen benötigen die Kräfte zum Überleben: Um erfolgreich zu jagen, muss die Zunge innerhalb weniger Millisekunden fest an Insekten, aber auch an Kleinnagern und Jungvögeln kleben bleiben.
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