Verhütung: Fruchtbarkeits-Apps insgesamt wenig verlässlich
Auf die Informationen von Fruchtbarkeits-Apps sollte man sich nur begrenzt verlassen. Die allermeisten würden höchstens als Periodenkalender taugen, urteilt ein Team um Joyce Harper vom University College London im Fachmagazin »Reproductive BioMedicine Online«. Die Wissenschaftler haben dazu die Funktionalität von Apps aus dem Applestore getestet.
Über die Hälfte der Apps würden den Tag des Eisprungs allein anhand der Zyklusdaten ermitteln, die die Nutzerin eingibt. Der Eisprung werde dabei schlicht auf den 14. Tag des Zyklus gelegt. Allerdings hat keineswegs jede Frau ihren Eisprung an diesem Tag, der Mittelwert liegt laut einer weiteren Studie von Harper und Kollegen eher bei Tag 17, wobei die Spannbreite sehr groß ist.
Mehr über Fruchtbarkeit und Zyklusphase lässt sich mit Hilfe zusätzlicher Werte herausfinden: Eine leicht erhöhte Körpertemperatur weist etwa auf den Beginn des Eisprungs hin. Nur ein Viertel aller Apps erlaubte es, alle drei gebräuchlichen Faktoren zu tracken, die über den Zeitsprung des Eisprungs Auskunft geben – dazu zählen neben der Körpertemperatur die Beschaffenheit des Zervixschleims sowie die Konzentration an luteinisierendem Hormon im Blut, die sich mit Hilfe eines speziellen Geräts ermitteln lässt. Vor allem kostenlose Apps hatten diese wichtige Zusatzfunktion.
Doch selbst unter diesen erweiterten Apps stützten sich einige wiederum ausschließlich auf den Kalender bei der Vorhersage des Eisprungs. So könnten sich Paare in falscher Sicherheit wiegen oder den richtigen Zeitpunkt für Sex verpassen.
Auch an Art und Umfang der mitgelieferten Informationen üben die Forscher Kritik. Viele Apps könnten mit ihrer Fokussierung auf einen 28-Tage-Zyklus bei ihren Nutzerinnen das Gefühl hervorrufen, dass irgendetwas mit ihnen nicht stimme. Es sei aber meist völlig unbedenklich, wenn der Zyklus länger dauere oder kürzer sei. Nur 57 Prozent der Apps rieten ihren Nutzerinnen zu Vorsicht, weil die Vorhersagen zwangsläufig begrenzte Aussagekraft haben. Auch hier lieferten die kostenlosen Apps tendenziell die bessere Aufklärung.
Harper und Team analysierten für die Studie alle 200 Apps für iOS, die sich unter dem Suchbegriff Fruchtbarkeitstracker (»fertility tracker«) finden ließen. Dann sortierten sie alle aus, die seit Längerem nicht mehr upgedated worden waren, die nichts mit Fruchtbarkeit zu tun hatten oder in einer anderen Sprache als Englisch funktionierten. Es blieben so insgesamt 90 Apps übrig, die das Team anschließend genauer analysierte.
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