Evolution: Frühes Fossil beleuchtet die Evolution der Insekten
In einem belgischen Steinbruch haben Wissenschaftler möglicherweise das älteste bekannte geflügelte Insekt gefunden. Das Team um Romain Garrouste vom Muséum National d’Histoire Naturelle in Paris vermutet in dem kaum mehr als einen Zentimeter langen Fossil von Strudiella devonica das Nymphenstadium eines frühen fliegenden Insekts, das vor 370 Millionen Jahren lebte. Der Fund fällt fast in die Mitte der Hexapoden-Lücke, ein Zeitraum ohne nennenswerte Insektenfossilien, in dem sich vermutlich aus den ersten Frühformen die Insektenvielfalt der Wälder des Karbon entwickelten. Die Entdeckung stellt die bisherige Hypothese einer verzögerten Insektenevolution in Frage und deutet darauf hin, dass die entsprechenden Fossilien aus der Hexapoden-Lücke schlicht noch nicht gefunden wurden.
Die ursprünglichsten Arten dieser großen Gruppe entstanden zusammen mit den frühesten terrestrischen Lebensräumen in der ersten Hälfte des Devon zwischen 425 und 385 Millionen Jahre vor unserer Zeit. Danach findet man erst einmal praktisch gar nichts, sechzig Millionen Jahre lang. Das ist kaum weniger als der Zeitraum, der uns von den Dinosauriern trennt. Erst nach dieser Durststrecke, in etwa 325 Millionen Jahre alten Gesteinen, taucht plötzlich eine enorme Vielfalt an nahezu modern anmutenden geflügelten Insekten auf.
Woher der Formenreichtum der Insekten im Oberkarbon stammt und wer die Vorläufer dieser Arten waren, beantwortet auch Strudiella nicht. Allerdings lässt sie die Hexapoden-Lücke nun in neuem Licht erscheinen. Stand bisher die Möglichkeit im Raum, dass ein niedriger Sauerstoffanteil in der Atmosphäre die Entwicklung geflügelter Insekten bis ins Karbon hinein bremste, so muss dies nun angezweifelt werden. Die Entdeckung von Strudiella mitten in der Fundlücke deutet darauf hin, dass sich die geflügelten Insekten schon zu dieser Zeit entwickelten – und dass Forscher ihre Fossilien nur erst noch finden müssen.
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