Neuropathologie: Früheste Hirnveränderung bei der Alzheimerdemenz
Das Anhäufen von Amyloid-Plaques im Gehirn gilt als sicheres, leider aber recht spät erkennbares Merkmal der alzheimerschen Erkrankung: Wenn die Proteinklumpen auffallen, ist die Krankheit schon weit fortgeschritten. Alzheimerforscher suchen daher nach pathologischen Veränderungen in den Neuronen oder der Physiologie von Hirnzellen, die deutlich früher und unbemerkt einsetzen und dann die pathologische Kettenreaktion auslösen, die schließlich – womöglich viel später – die Symptome der Demenz hervorrufen. Die Medizinerin Oxana Klementieva von der Lund-Universität in Schweden und ihre Kollegen haben bei dieser Suche nun eine sehr frühe molekulare Veränderung ausgemacht, die Amyloid-Peptide schon lange vor dem Entstehen auffälliger Plaques pathologisch verändert.
Diese früheste bisher erkannte Entartung betrifft Beta-Amyloid-Peptide offenbar nur im Bereich der Synapsen, setzt dort aber schon ein, bevor sie überhaupt mit längeren Amyloidketten in Kontakt kommen. Neurotoxische Peptide – verschiedene zusammengebackene kurze Vorstufen der Plaques – konnten die Forscher in transgenen Alzheimerdemenz-Mäusen mit maßgeschneiderten Antikörpern und Infrarot-Mikrospektroskopie nachweisen. In gesunden Menschen und Mäusen lagern sich die löslichen, aus einem Amyloid-Vorläufer geschnittenen kurzen Beta-Amyloid-Peptide dagegen nicht zu solchen Di- oder Trimeren und längeren Ketten zusammen, sondern übernehmen ihre normalen Aufgaben.
Wenn sich ihre Ergebnisse bestätigen, so würde das womöglich ein weiteres Umdenken in der Alzheimer-Medizin erfordern, meinen die Forscher: Viele derzeit entwickelte mögliche Medikamente setzen darauf, die bereits gebildeten Amyloid-Plaques aufzulösen. Vielversprechender sei es aber vielleicht, Wirkstoffe zu entwickeln, die deutlich früher ansetzen und verhindern, dass die Beta-Amyloid-Peptide sich in ihre neurotoxischen Varianten umbauen. Die dabei ablaufenden Prozesse sind allerdings bisher noch nicht verstanden und müssten zunächst besser untersucht werden, um Ansatzpunkte für neue Wirkstoffe zu finden.
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