News: Frühzeitiger Kaiserschnitt schützt Babies vor HIV
Die Übertragung des Virus geschieht in der Mehrzahl aller Fälle während der Wehen und der Niederkunft, wenn die Fruchtblase bereits geplatzt ist und es zum Kontakt mit Körperflüssigkeiten der Mutter kommen kann.
Davor schützt ein sogenannter elektiver oder primärer Kaiserschnitt, der vor dem Einsetzen der Wehen durchgeführt wird. Das Risiko der Übertragung bei Müttern, die das HIV-hemmende Medikament AZT einnahmen und mit einem Primärkaiserschnitt gebaren, betrug zwei Prozent gegenüber mehr als sieben Prozent bei einer normalen Geburt. Zehn Prozent aller Frauen, die kein AZT bekamen, infizierten ihr Kind bei der Geburt durch Primärkaiserschnitt, gegenüber 19 Prozent bei vaginaler Geburt. Der sogenannte reguläre Kaiserschnitt, der erst nach Einsetzen der Wehen erfolgt, hat dagegen auf das Übertragungsrisiko nahezu keinen Einfluß.
Die Unterschiede zwischen vorangegangenen europäischen und amerikanischen Studien führen Experten darauf zurück, daß in letzteren kaum zwischen primären und regulärem Kaiserschnitt unterschieden wurde.
Die Leiterin der Studie, Jennifer Read, wies darauf hin, daß der potentielle Vorteil des Kaiserschnittes abgewogen werden muß mit den Risiken von postoperativen Komplikationen und anderen Problemen der HIV-positiven Mütter. Auch der Zeitpunkt der Operation habe große Bedeutung: "Es ist ein wichtiger Punkt, den Zug nicht zu verpassen und den Schnitt wirklich früh zu machen".
Organisationen wie die Deutsche AIDS-Hilfe raten schon seit längerer Zeit zu Entbindung durch primären Kaiserschnitt.
Siehe auch
- Spektrum-Ticker vom 30.6.1990
"Kurz-Therapie verhindert HIV-Übertragung von Mutter auf Kind"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum-Brennpunkt
"Kinder und AIDS"
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