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News: Für Quasselstrippen

Zeitgenossen, die im größten Gewühl in ihr Handy schreien, dürften demnächst der Vergangenheit angehören. Denn eine technische Neuerung sorgt selbst bei lauten Hintergrundgeräuschen für eine klare Stimmübertragung.
Mikrofon
An dem Handy scheiden sich die Gemüter. Während die einen seine Nützlichkeit loben und gar nicht mehr ohne aus dem Haus gehen, halten die anderen schnurlose Telefonate für eine eher fragwürdige Errungenschaft und beklagen die zunehmende verbale Umweltverschmutzung.

Tatsächlich ist das Mitteilungsbedürfnis mancher Menschen so groß, dass sie auch im vollbesetzten Bus nicht davor zurückschrecken, ihren Lieben daheim und etwa fünfzig unfreiwilligen Lauschern schreiend zu erklären, dass sie in etwa fünf Minuten zu Hause ankommen werden.

Zumindest könnte demnächst die Lautstärke solcher ungewollt mitgehörter Telefonate deutlich abnehmen. Denn die neue Erfindung von Sungjoon Choi und seinen Kollegen von der Pohang University of Science and Technology und vom iCurie Lab in Südkorea garantiert, dass der Sprecher selbst bei lauten Nebengeräuschen nicht mehr ins Handy schreien muss, um sich verständlich zu machen. Die Forscher entwickelten ein neues Mikrofonsystem, das gleich auf zwei Arten für einen besseren Ton sorgt.

So kann ein mit dem neuen Gerät ausgestattetes Handy näher an die Lippen gehalten werden. Denn während bei einem normalen Telefon der Gesprächspartner vor allem den Atem des Sprechenden hört, wenn sich der Apparat zu nahe am Mund befindet, verfügt das neue Mikrofonsystem über einen verblüffend einfachen Filter für Atemgeräusche und vergleichsweise laute Zischlaute. Eine Platte mit 0,5 Millimeter großen Löchern vor dem Mund des Sprechers lässt allzu heftige Luftstöße einfach passieren und leitet nur die brauchbaren Schallschwingungen der Sprache weiter.

Dazu befinden sich etwa fünf Millimeter dünne Rillen in dieser Platte, welche die Töne in kleine Hohlräume - so genannte akustische Kavitäten - leiten, die sich oberhalb von vier Mikrofonen befinden, wobei die Empfangsgeräte paradoxerweise vom Sprecher weggerichtet sind. Auch das verhindert, dass Atemstöße den Empfang stören. Zudem müssen die Schallwellen einen kleinen Umweg zurücklegen, um ihr Ziel zu erreichen - und der Apparat ist so konzipiert, dass das in der Regel nur die Wellen des Sprechers schaffen.

Diese Konfiguration und eine neue Signalverarbeitungsmethode stellen sicher, dass Hintergrundgeräusche effektiv rausgefiltert werden. Das System wirkt also wie ein kleines Richtmikrofon. Nur werden hier Töne nicht über besonders große, sondern über besonders kurze Distanzen verstärkt.

Die Leistung des Geräts ist nach Aussagen der Forscher so gut, dass man sogar ins Handy flüstern könnte und dennoch am anderen Ende zu verstehen wäre. Zumindest müsste in Zukunft also niemand mehr ins Telefon brüllen: eine Wohltat für alle gestressten Handy-Opfer und eine ideale Ausrede für notorische Quasselstrippen.

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