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Hospitalismus: Fürsorge steigert Hirnvolumen von Heimkindern

Familie

Wenig Zeit, viele Kinder, lieblose Behandlung – Pfleger in Waisenhäusern sind mit der Betreuung ihrer Schützlinge oft überfordert. Das wirkt sich auf die Kinder aus: Nicht nur soziale und psychische Folgen kann eine langjährige Heimunterbringung mit sich bringen, auch das Gehirn der Heranwachsenden verändert sich auf Grund der Belastung. Doch offenbar merzt eine fürsorglichere Umgebung die negativen Einflüsse auf das Denkorgan zumindest teilweise aus.

Das Team um Charles Nelson von der Harvard University hatte bereits massive Bindungsstörungen bei rumänischen Heimkindern nachgewiesen. Nun verglich es im Magnetresonanztomografen die Hirnentwicklung von Acht- bis Elfjährigen: 54 Kinder, von denen etwa die Hälfte seit einigen Jahren von einer Pflegefamilie betreut wurde, waren im Waisenhaus aufgewachsen. 20 weitere Kinder hatten dagegen nie in einem Heim gelebt. Im Vergleich zu diesen umsorgten Sprösslingen erwies sich bei allen Heimkindern die graue Substanz im Großhirn als erheblich reduziert. Allerdings unterschied sich das Volumen der weißen Masse kaum zwischen Pflegekindern und normal Herangewachsenen.

Während sich die graue Masse des Gehirns vorwiegend aus Nervenzellkörpern zusammensetzt und bei normaler Entwicklung im Lauf der Zeit abnimmt, stellt die weiße Substanz die Gesamtheit der Nervenfasern dar, die sich mit zunehmendem Alter vergrößert. Die Forscher erklären ihr Ergebnis mit der enormen Anpassungsleistung des menschlichen Gehirns: Zwar entwickle sich die weiße Masse der Heimkinder langsamer, durch eine fürsorgliche Umgebung hole es die verzögerte Entwicklung aber offenbar stetig nach.

  • Quellen
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 10.1073/pnas.1200041109, 2012

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