News: Fütterung der kosmischen Raubtiere live
In leuchtenden Gaswolken absorbieren Eisenatome elektromagnetische Strahlung charakteristischer Frequenz. In den kontinuierlichen Spektren der beobachteten Röntgenstrahlung treten dann genau dort dunkle Linien auf. Die Position der Linie im Spektrum kann sich jedoch durch verschiedene Effekte leicht verschieben, zum Beispiel, wenn sich das absorbierende Gas bewegt. Der sogenannte Doppler-Effekt verschiebt die Linie zur größeren Wellenlänge, also kleineren Energie, wenn sich die Materie vom Beobachter weg bewegt. Befindet sich die Gaswolke jedoch gerade am Rand eines Schwarzen Lochs, muß die Strahlung auch Energie aufwenden, um dem Gravitationsfeld zu entkommen. Dadurch tritt eine zusätzliche Verschiebung zur längeren Wellenlänge in den Absorptionslinien auf. Aufgrund der gemessenen Rotverschiebung glauben die Astronomen um Nander, genau den Moment des Materieeinfalls in ein Schwarzes Loch aufgezeichnet zu haben.
Mit dem japanischen ASCA-Satelliten haben die Wissenschaftler das Szenario in der Galaxie NGC3516 fast fünf Tage lang beobachtet, um genügend Daten für eine erste Analyse zu sammeln. Wie sie in den Astrophysical Review Letters veröffentlichen werden, konnten sie kleine wellenartige Störungen im Röntgenspektrum der Galaxie beobachten, die von kurzen zu langen Wellenlängen, also von hohen zu niedrigen Energien liefen: Der erste Indiz für Eisenatome, die gerade über den Ereignishorizonts eines Schwarzen Lochs gezogen werden, um dann im Gravitionsfeld unterzugehen, war entdeckt. Jetzt müssen diese Hinweise noch mit deutlicheren Beobachtungen bestätigt werden. Daher warten die Forscher nun auf die neuen Satelliten Astro-E und XMM, die mit höherer Lichtempfindlichkeit und besserer Auflösung harte Fakten liefern sollen. Und dann sind die Astronomen wieder live dabei, wenn Schwarze Löcher über ihre Nahrung herfallen.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 28.1.1999
"Wie füttert man ein schwarzes Loch?" - Spektrum Ticker vom 3.12.1998
"Maßnehmen bei Schwarzen Löchern "
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 10/93, Seite 30
"Erste optische Aufnahme einer Akkretionsscheibe"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
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