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Galaxien: Extrem langer Sternenstrom im Haar der Berenike

Im Sternbild Haar der Berenike wurde ein Sternenstrom mit der zehnfachen Länge unserer Galaxis entdeckt. Er erstreckt sich zwischen den Welteninseln des Coma-Galaxienhaufens.
Sternenstrom im Haar der Berenike
Zehnmal länger, als unser Milchstraßensystem breit ist, erstreckt sich ein Sternenstrom im Sternbild Haar der Berenike.

Rund 300 Millionen Lichtjahre von uns entfernt, im eher unauffälligen Sternbild Haar der Berenike (lateinisch: Coma Berenices), erstreckt sich ein langer Sternenstrom zwischen den Mitgliedern des Coma-Galaxienhaufens. Er ist rund 1,7 Millionen Lichtjahre lang, was etwa der zehnfachen Ausdehnung unserer Galaxis entspricht. Damit ist er der längste bekannte Sternenstrom überhaupt. Deutlich kleinere Sternenströme sind im Umfeld unseres Milchstraßensystems und um nahe gelegene Galaxien herum bekannt, aber noch nie wurde ein so ausgedehntes Gebilde in so großer Ferne nachgewiesen.

Sternenströme entstehen, wenn Zwerggalaxien mit erheblich größeren Welteninseln verschmelzen. Dabei kommt es durch Gezeitenwechselwirkungen zwischen den Galaxien dazu, dass die kleinere Welteninsel auseinandergezogen wird und sich ihre Sterne in lang gestreckten Strömen anordnen. Über viele Millionen Jahre hinweg vereinigen sich die Mitglieder dieser Gebilde mit den Sternen der großen Galaxie und werden ein Teil von ihr.

Bei dem jetzt entdeckten Sternenstrom lassen sich allerdings keine zugehörigen Galaxien erkennen, die für seine Bildung verantwortlich gewesen sein könnten. Er scheint einfach zwischen den Galaxien des Haufens zu treiben. Die Gruppe um Javier Román von der niederländischen Universität Groningen taufte ihn auf den Namen »Riesiger Coma-Strom« und veröffentlichten ihn im Fachjournal »Astronomy & Astrophysics«. Seine Existenz ist gar nicht so leicht zu erklären, denn solch ein Sternenstrom ist ein fragiles Gebilde. Er ist den Schwerefeldern der verschiedenen Mitglieder des Coma-Galaxienhaufens ausgesetzt und sollte durch ihre Gezeitenwechselwirkungen relativ rasch aufgelöst werden.

Das Team hofft in den Daten des jüngst in Betrieb gegangenen Weltraumteleskops Euclid weitere solcher Sternenströme zu entdecken, um mehr über ihre Verbreitung und mögliche Entstehungswege zu erfahren.

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