Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Der Sommer kommt – die Highlights der ersten Junihälfte
Die Saison für die Galaxienbeobachter neigt sich langsam dem Ende zu. Jetzt, Anfang Juni, sind die letzten Neumondnächte, in denen sich die entfernten Welteninseln noch ausgiebig bewundern lassen. Neumond ist am 5. Juni, und beim nächsten Neumond rund einen Monat später stehen die Galaxien nach der Dämmerung schon so tief am Himmel, dass ihre Beobachtung kaum noch lohnt. Aber keine Sorge, uns gehen deswegen die Beobachtungsobjekte nicht aus. Denn der Frühlingshimmel wird wie jedes Jahr von der spektakulären Sommermilchstraße abgelöst.
Am anderen Ende der Leier befindet sich Epsilon Lyrae. Dieser Stern entpuppt sich bei näherer Betrachtung als wahre Wundertüte. Es ist ein Mehrfachsternsystem mit nicht zwei, nicht drei, sondern mit insgesamt vier Sternen! Im Teleskop mit hoher Vergrößerung zeigt sich, dass jeweils zwei Sternpaare umeinanderkreisen. Ein menschliches Leben reicht nicht aus, um auch nur eine Pirouette der Paare zu beobachten, denn diese dauert etwa 500 bis 1000 Jahre.
Weiter in Richtung Osten funkeln uns auch schon die Abermillionen Sterne der Sommermilchstraße an. Mitten in ihr liegt das Sternbild Schwan. Der lange Hals ist Richtung Süden gestreckt. Am linken Flügel finden wir einen weiteren, den "blinkenden" Planetarischen Nebel NGC 6826. Er ist viel kleiner und leuchtschwächer als der Ringnebel, dafür sieht man den Zentralstern aber auch in mittleren Teleskopen. Und das macht ihn tatsächlich aus. Schaut man direkt auf den Nebel, so ist dieser plötzlich verschwunden und nur der Zentralstern zu sehen. Sobald man wieder indirekt sieht, zeigt sich der Nebel erneut und überdeckt den Zentralstern. Daher auch der seltsame Name. Der Nebel verschwindet natürlich nicht wirklich. Hier wird nur unser Auge getäuscht, das nachts im peripheren Sichtfeld viel mehr lichtempfindliche Sinneszellen nutzt.
Mit dem aufgehenden Sternbild Adler und seinem Hauptstern Atair ist nun auch das Sommerdreieck komplett. Es besteht aus den Sternen Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler.
Am 11. Juni sorgen Jupiter und der zunehmende Mond für ein schönes Fotomotiv. Beide Himmelskörper stehen dann über dem Südwesthorizont und verabschieden sich schon in der ersten Nachthälfte von der Himmelsbühne. Wer sich Saturn anschauen möchte, sollte etwa bis Mitternacht warten. Dann hat er seinen höchsten Stand im Süden erreicht, das heißt, er kulminiert. Um Saturn zeigen sich je nach Beobachtungsbedingungen und Teleskopgröße bis zu sieben Monde. Sie sehen jedoch ganz anders aus als die vier großen Galileischen Monde bei Jupiter. Der größte Mond Titan ist relativ weit vom Planeten entfernt und erscheint deutlich orange. Alle anderen Monde sind kleine Punkte im Umfeld des Planeten. Bis auf Iapetus sind sie nicht weit von den Ringen entfernt. Die hellsten Trabanten sind Rhea, Tethys und Dione, etwas schwächer zeigen sich dann auch Enceladus und Mimas. Wenn man über mehrere Tage beobachtet, kann man hier auch dem Lauf der Monde um den Planeten zusehen.
Ein weiteres Objekt für die wirklich dunklen Nächte ist der Komet 252P/LINEAR. Er wird in der ersten Junihälfte immer schwächer, und man braucht mindestens ein großes Fernglas, um ihn zu sehen. Bei einer Helligkeit von 9 bis 10 mag erscheint er als diffuse Nebelkugel ohne jede Struktur und auch weiterhin ohne Schweif. Nach seinem nahen Vorbeiflug an der Erde verschwindet er fast senkrecht ins Weltall und ist bald nicht mehr zu sehen. Der Komet befindet sich derzeit im gut sichtbaren Sternbild Schlangenträger.
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