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News: Ganz schön wählerisch

Es liegt was in der Luft: Duftstoffe von Apfelbäumen und Weißdorn locken die Apfelfruchtfliege zur Paarung herbei. Doch an der Vorliebe für eine der beiden Pflanzen scheiden sich die Geister - und das hat Konsequenzen.
Der Name "Apfelfruchtfliege" für Rhagoletis pomonella ist eigentlich irreführend: Ursprünglich ernährte sich dieses in Nordamerika beheimatete Insekt von der Frucht des wilden Weißdorns, müsste also "Weißdornfruchtfliege" heißen. Erst vor 250 Jahren gelangten verschiedene Kultursorten der namensgebenden Äpfel von Europa nach Amerika. Und noch viel später, um 1860, wurde beobachtet, wie einige der Tiere auf den Apfelbaum als Wirtspflanze wechselten.

Und dieser kleine Sprung machte die Fliege nun für die Wissenschaft höchst spannend. Seit dieser Spaltung gibt es zwei Teilpopulationen: die "Apfelliebhaber" und die "Weißdornliebhaber", wobei "Liebhaber" ein sehr milder Ausdruck für die reale Situation ist. Denn beide Parteien bevorzugen ihren jeweiligen Wirt so stark, dass sie sich – weil sich die Fliegen ausschließlich auf der Frucht paaren – nicht mehr kreuzen: Der erste Schritt zu einer neuen, eigenständigen Art.

Aber woran orientiert sich die Apfelfruchtfliege, wenn sie auf Partnersuche ist? Wie so häufig im Insektenreich legen Düfte die richtige Spur, fanden Forscher um Wendell Roelofs an der Cornell University heraus.

Sie isolierten und identifizierten zunächst die flüchtigen Bestandteile der Früchte, die für die Wirtserkennung offenbar von Bedeutung sind. Diese Duftstoffe stellten die Wissenschaftler dann in größerem Maßstab her und setzten anschließend die Fliegen in einem Flugtunnel darauf an. Dabei beobachteten sie, dass die "Apfelfruchtfliegen" nahezu ausschließlich auf die Apfelduftstoffmischungen und die "Weißdornfruchtfliegen" fast ausschließlich auf die Weißdornmischungen reagierten, also darauf zuflogen.

Feldversuche haben dieses Ergebnis untermauert: Roelofs und seine Mitarbeiter stellten Fallen, in die sie jeweils eine der beiden Duftmischungen gefüllt hatten, in Apfelplantagen und Weißdornbeständen auf. Und auch hier ignorierten die Fliegen die Lockstoffe der jeweils "ungeliebten" Früchte oder fühlten sich sogar davon abgestoßen.

Doch damit nicht genug. Das Forscherteam identifizierte flüchtige Bestandteile des Weißdorns und Hartriegels, einer weiteren Wirtspflanze für Rhagoletis Pomonella, die von der Apfelfruchtfliege nicht nur ignoriert wurden, sondern die Insekten regelrecht abschreckten. Womit wir bei den möglichen Anwendungen angelangt wären: Erste Feldversuche sind bereits angelaufen, die zeigen sollen, ob die Duftstoffe dieser beiden Pflanzen die Apfelschädlinge auf Obstplantagen fernhalten können – eine interessante Alternative zu konventionellen Schädlingsbekämpfungsmitteln.

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