Galaxien: Gaswolken, wo keine sein sollten
Blau, heiß und aktiv gegen rot, kühl und größtenteils am Ende der Entwicklung angelangt: Eigentlich sind die Unterschiede zwischen Spiralgalaxien und elliptischen Galaxien klar. In Spiralgalaxien wie unserer Milchstraße gibt es zahlreiche Regionen aktiver Sternentstehung. Ihre blaue Färbung erhalten sie durch das Licht der dortigen jungen, massereichen Sterne. In den älteren elliptischen Gegenstücken hingegen existieren von dieser Sorte heller Himmelskörper nur noch wenige Exemplare, und die Geburt neuer Sonnen ist überwiegend zum Stillstand gekommen. Grund dafür ist ein Materialmangel: Es ist nicht mehr genügend Gas vorhanden, aus dem sich neue Sterne bilden könnten.
Ganz so einfach wie bislang angenommen, ist die Lage aber anscheinend doch nicht. Wie ein Astronomenteam um Christopher Thom vom Space Telescope Science Institute nun berichtet, hat es Gaswolken in der Umgebung von elliptischen Galaxien gefunden, die sich von denen um Spiralgalaxien nicht unterscheiden.
Die Wissenschaftler untersuchten diese Gaswolken indirekt mit dem NASA-Weltraumteleskop Hubble, wobei sie elliptische Galaxien für ihre Stichprobe verwendeten, in deren Nähe sich leuchtstarke Quasare befanden. Das Licht dieser Quasare durchquert auf dem Weg zur Erde auch die Umgebung um die Galaxie. Ist diese mit Gas gefüllt, wird ein Teil des Lichts absorbiert. Die Absorptionslinien im Spektrum des Quasars entstehen, wenn neutraler Wasserstoff in einen höheren Energiezustand angeregt wird. Eine Analyse dieser Linien liefert anschließend Aufschluss über die Dichte und die Temperatur des Wasserstoffs.
Die Stichprobe umfasste 15 elliptische Galaxien. Zwar ließen sich in vier Fällen keine Halos nachweisen. Für den Rest allerdings wiesen die Wissenschaftler entsprechendes Material nach. Darüber hinaus bemerkten die Forscher keinen signifikanten Unterschied in Temperatur und Wärme verglichen mit den Halos um Spiralgalaxien.
Woher kommt dieses Gas? Möglich wäre, dass die elliptischen Systeme ihren ursprünglichen Vorrat an Wasserstoff nie völlig aufgebraucht haben oder Supernovae-Explosionen im Inneren der Galaxie bliesen Material hinaus. Die Wissenschaftler schätzen es aber als wahrscheinlicher ein, dass sich Gas aus dem interstellarem Medium als Halo um die elliptischen Galaxien angesammelt hat. Womöglich entstand er aber auch, als heiße Gaswolken um die Galaxien abkühlten. Der Sternentstehungsstopp in den Ellipsen kann also nicht allein auf einen Materialmangel zurückgeführt werden – sie sind also wohl doch komplexere Himmelskörper als bislang angenommen.
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