Sprache und Gehirn: Gebärdensprache beeinflusst die Hirnanatomie
Die Gehirne gehörloser und hörender Menschen weisen typische Unterschiede auf. Dabei spielt auch eine wichtige Rolle, ob der Betroffene zuerst Gebärden- oder gesprochene Sprache gelernt hat.
Forscher um Guinevere Eden von der Georgetown University in Washington scannten die Gehirne von hörenden und gehörlosen Probanden, die als erstes entweder die Amerikanische Gebärdensprache oder Englisch gelernt hatten. Wer mit Gebärdensprache aufgewachsen war, besaß unter anderem mehr graue Masse in Hirnbereichen, die zum Beispiel an der Steuerung von Bewegung beteiligt sind – egal ob die Betreffenden hören konnten oder nicht. In bestimmten Regionen der linken Hirnhälfte, die für Sprache zuständig sind, war die weiße Masse bei gehörlosen Gebärdensprachlern verringert, nicht aber bei Gehörlosen, die als erstes Englisch gelernt hatten.
Frühere Ergebnisse nicht auf alle Gehörlosen übertragbar
Obwohl 95 Prozent der Gehörlosen in den USA hörende Eltern haben und von klein auf durch Lippenlesen Englisch lernen, haben sich bisherige Studien auf Personen konzentriert, deren erste Sprache die Amerikanische Gebärdensprache war. Diese Beobachtungen lassen sich den neuen Ergebnissen zufolge jedoch nicht verallgemeinern, da viele Unterschiede von der zuerst erlernten Sprache abhängen. Eine Gemeinsamkeit aller Gehörlosen ist laut Eden und ihren Kollegen, dass sie weniger weiße Masse in der Hörrinde besitzen.
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