Darwinjahr 2009: Geburtstagsknochen
Einst müssen die Vorfahren der heutigen Robben beschlossen haben, ins Wasser zu gehen. Wie sie das anstellten, verrät ein Fossil aus der Arktis.
Ein ausgesprochenes Landtier, das gelegentlich in seichtem Wasser nach Beute jagt, dann in Flüssen und Seen, wird sich schließlich in ein so vollkommenes Wassertier umwandeln, dass es sich im offenen Meere behaupten kann.
Darwin, C.:Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl oder die Erhaltung der begünstigten Rassen im Kampf ums Dasein, 1859.
Dabei steckten Systematiker die Robben schon immer zur Säugerordnung der Raubtiere, in der sich auch Hunde, Bären und wasserscheue Katzen tummeln. Wenn sich hier wirklich echte Verwandtschaftsverhältnisse widerspiegeln, muss es einst auch Übergangsformen gegeben haben – "Missing Links", die sich irgendwie zwischen Land und Wasser bewegten. Zwar kennen die Paläontologen ein Fossil namens Enaliarctos, das im frühen Miozän vor etwa 25 Millionen Jahren an der nordamerikanischen Pazifikküste gelebt hat. Doch dieses Tier verfügte bereits über Flossen, wenn auch seine Beine besser für einen Landausflug taugten als die der heutigen Robben. Ein Vermittler zwischen beiden Lebensräumen fehlte – bis jetzt.
"Dieses Tier war vermutlich daran angepasst, sowohl zu schwimmen als auch an Land zu laufen", erklärt die an der Ausgrabung beteiligte Paläontologin Mary Dawson vom Carnegie Museum of Natural History in Pittsburgh. "Zum Schwimmen paddelte es gleichzeitig mit den Vorder- und den Hinterbeinen."
Damit bestätigt sich Darwins Vermutung über den Ursprung der Robben. "Puijila ist das evolutionäre Beweisstück, das uns so lange fehlte", zeigt sich Dawson begeistert. Und noch mehr: "Puijila ist der erste fossile Beleg, dass die frühen Robben in der Arktis lebten", betont Dawsons Kollegin Rybczynski. "Diese Entdeckung bestätigt die Hypothese, dass die Arktis ein geografisches Zentrum der Robbenevolution gewesen sein könnte."
Darwin, C.:Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl oder die Erhaltung der begünstigten Rassen im Kampf ums Dasein, 1859.
Der Vater der Evolutionstheorie hatte es geahnt. In seinem vor 150 Jahren erschienenen Hauptwerk beschrieb Charles Darwin, dessen Geburtstag sich am 12. Februar 2009 zum 200. Mal jährte, wie er sich die Entstehung von Meeressäugern vorstellte. Seine Zeitgenossen konnten allerdings nur schwer glauben, dass perfekt an das Nass angepasste Arten wie Seehunde und Walrösser aus echten Landtieren hervorgegangen sein sollen.
Dabei steckten Systematiker die Robben schon immer zur Säugerordnung der Raubtiere, in der sich auch Hunde, Bären und wasserscheue Katzen tummeln. Wenn sich hier wirklich echte Verwandtschaftsverhältnisse widerspiegeln, muss es einst auch Übergangsformen gegeben haben – "Missing Links", die sich irgendwie zwischen Land und Wasser bewegten. Zwar kennen die Paläontologen ein Fossil namens Enaliarctos, das im frühen Miozän vor etwa 25 Millionen Jahren an der nordamerikanischen Pazifikküste gelebt hat. Doch dieses Tier verfügte bereits über Flossen, wenn auch seine Beine besser für einen Landausflug taugten als die der heutigen Robben. Ein Vermittler zwischen beiden Lebensräumen fehlte – bis jetzt.
Denn die Knochen, welche die Forscher um Natalia Rybczynski vom Canadian Museum of Nature in Ottawa seit Sommer 2007 auf der Devon-Insel in der kanadischen Arktis ausgruben, könnten diese Lücke füllen.
"Puijila ist das evolutionäre Beweisstück, das uns so lange fehlte"
(Mary Dawson)
Zu Tage kam ein erstaunlich vollständiges Skelett eines "laufenden Seehundes": ein etwa 110 Zentimeter langes, otterartiges Wesen mit einem seehundartigen Schädel, einem langen Schwanz und kräftigen Beinen. Seine flachen Finger verrieten, dass es keine Flossen, aber wohl Schwimmhäute besaß. (Mary Dawson)
"Dieses Tier war vermutlich daran angepasst, sowohl zu schwimmen als auch an Land zu laufen", erklärt die an der Ausgrabung beteiligte Paläontologin Mary Dawson vom Carnegie Museum of Natural History in Pittsburgh. "Zum Schwimmen paddelte es gleichzeitig mit den Vorder- und den Hinterbeinen."
Als Geburtstagsgeschenk für den englischen Naturforscher tauften die Forscher ihren Fund Puijila darwini, wobei sich im Gattungsnamen das Wort für "junger Meeressäuger" auf Inuktitut, der Sprache der einheimischen Inuit, verbirgt. Gelebt hat das Geschöpf vor etwa 23 Millionen Jahren – also wie Enaliarctos im frühen Miozän – in einer waldreichen Küstenregion mit kalt-gemäßigtem Klima. Die Forscher vermuten, dass es sich zwar vorzugsweise im Süßwasser aufhielt, jedoch im Winter, wenn die Seen zugefroren waren, zum Meer wanderte, um hier nach Nahrung zu suchen.
Damit bestätigt sich Darwins Vermutung über den Ursprung der Robben. "Puijila ist das evolutionäre Beweisstück, das uns so lange fehlte", zeigt sich Dawson begeistert. Und noch mehr: "Puijila ist der erste fossile Beleg, dass die frühen Robben in der Arktis lebten", betont Dawsons Kollegin Rybczynski. "Diese Entdeckung bestätigt die Hypothese, dass die Arktis ein geografisches Zentrum der Robbenevolution gewesen sein könnte."
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben