Hirnmorphologie: Gedanken im Spiegel
Bei introspektiven Menschen sind bestimmte Hirnregionen stärker ausgeprägt.
Zwei Zeugen werden vor Gericht befragt. Einer ist überzeugt, ein rotes Auto gesehen zu haben. Der andere zweifelt. Entspricht die Farbe, die er im Kopf hat, wirklich der Realität? Er handelt introspektiv. Am University College London haben Forscher festgestellt: Die Fähigkeit, das eigene Denken zu beurteilen, wird auch in der Hirnmorphologie sichtbar.
Stephen Fleming und seine Kollegen stellten die Wahrnehmungsfähigkeit ihrer 32 Teilnehmer auf die Probe: War ein bestimmtes Symbol rechts oder links auf dem Bildschirm versteckt? Nicht so einfach – bewusst hatten die Wissenschaftler den Schwierigkeitsgrad so hoch gesetzt, dass keine Entscheidung sicher war. Nach der Wahl sollte der Proband seine eigene Leistung beurteilen: Hatte er die richtige oder falsche Taste gedrückt? Aus den gesammelten Daten schlossen Fleming und Co. auf das metakognitive Können der Versuchspersonen. Denn obwohl sie in der Aufgabe vergleichbar gut abschnitten, variierten die Getesteten stark in der Fähigkeit, ihre Wahrnehmungsleistung richtig einzuschätzen.
Unklar ist, ob die beobachteten morphologischen Differenzen angeboren sind – oder sich im Zuge von Lernerfahrungen ausgebildet haben. In letzterem Fall, hoffen die Forscher, könnten metakognitive Fähigkeiten in Zukunft vielleicht sogar trainiert werden. (sz)
Fleming, S. M. et al.:Relating Introspective Accuracy to Individual Differences in Brain Structure. In: Science 329, S. 1541-1543, 2010.
Stephen Fleming und seine Kollegen stellten die Wahrnehmungsfähigkeit ihrer 32 Teilnehmer auf die Probe: War ein bestimmtes Symbol rechts oder links auf dem Bildschirm versteckt? Nicht so einfach – bewusst hatten die Wissenschaftler den Schwierigkeitsgrad so hoch gesetzt, dass keine Entscheidung sicher war. Nach der Wahl sollte der Proband seine eigene Leistung beurteilen: Hatte er die richtige oder falsche Taste gedrückt? Aus den gesammelten Daten schlossen Fleming und Co. auf das metakognitive Können der Versuchspersonen. Denn obwohl sie in der Aufgabe vergleichbar gut abschnitten, variierten die Getesteten stark in der Fähigkeit, ihre Wahrnehmungsleistung richtig einzuschätzen.
Um diesem Unterschied auf die Spur zu kommen, untersuchten die Forscher die Gehirne der Teilnehmer. Beim Vergleich einzelner Bilder aus dem Magnetresonanztomografen (MRT) wurde deutlich: Reflektierte Denker zeigten im anterioren präfrontalen Kortex eine stärker ausgebildete graue Masse als die weniger Introspektiven. Gleichzeitig standen aber weder objektive Wahrnehmungsleistung noch allgemeine Selbsteinschätzung – also die Tendenz zur positiven oder negativen Beurteilung der eigenen Leistung – in Zusammenhang mit der Hirnstruktur.
Unklar ist, ob die beobachteten morphologischen Differenzen angeboren sind – oder sich im Zuge von Lernerfahrungen ausgebildet haben. In letzterem Fall, hoffen die Forscher, könnten metakognitive Fähigkeiten in Zukunft vielleicht sogar trainiert werden. (sz)
Fleming, S. M. et al.:Relating Introspective Accuracy to Individual Differences in Brain Structure. In: Science 329, S. 1541-1543, 2010.
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