News: Gedrängel vor der großen Reise
Diese Zahlen sind nach Meinung von Paul Weissman vom Jet Propulsion Laboratory der NASA und Alan Stern vom Southwest Research Institute indes viel zu hoch gegriffen. Sie vermuten, dass die Masse der Oortschen Wolke vielleicht nur ein Zehntel dessen entspricht. Die Gründe dafür sehen die Forscher in der Art und Weise, wie die Kometen entstanden und wie sie in die Oortsche Wolke gelangten.
Ihren Ursprung haben sie vor etwa 4,6 Milliarden Jahren, als aus Staub, Eis und Gas schließlich die Planeten wurden. Übrig blieben zahllose eisige Gesteinsbrocken, die Kometen. Nach herkömmlicher Meinung gerieten sie nach und nach in den Einfluss der Schwerefelder der äußeren Planetenriesen Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun, welche sie weit hinaus ins All schleuderten - dorthin, wo sich heute die Oortsche Wolke befindet.
Weissman und Stern weisen nun darauf hin, dass diese planetarischen Eisschleudern keineswegs so zielsicher waren. Bisher habe man nie bedacht, dass es zu jener Zeit regelmäßig zu Kollisonen der Kometen untereinander gekommen sei. Viele von ihnen wären dabei schon vor Antritt der Reise zerstört worden. Die Forscher vermuten, dass es damals aus diesem Grund wohl nur die wenigsten schafften, und die mussten einen Durchmesser von mindestens 20 Kilometern haben.
Aufgrund der Rangeleien der Kometen untereinander und den damit einhergehenden Masseverlusten kommen die Forscher außerdem zu dem Schluss, dass die Kometen, die es bis in die Oortsche Wolke schafften, im Durchschnitt wohl nur halb so groß sind wie bisher angenommen. Dafür haben sie dort endlich ihre Ruhe. Mit einer Ausdehnung von rund 300 000 Astronomischen Einheiten ist die Oortsche Wolke so groß, dass Kollisionen dort mittlerweile sehr selten sind.
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