Direkt zum Inhalt

News: Gefürchteter Fadenwurm nach Europa eingeschleppt

Ein für Kiefernwälder sehr gefährlicher Fadenwurm, der Kiefernholznematode, hat sich jetzt erstmals in Europa in Portugal angesiedelt. Die Fachleute der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) in Kleinmachnow bei Berlin sehen eine Gefahr für europäische Kiefernwälder und die Holzwirtschaft, wenn der Schädling sich weiter ausbreiten sollte.
"In Japan haben die Fadenwürmer oder Nematoden der Art Bursaphelenchus xylophilus ganze Kiefernwälder zum Absterben gebracht, und auch in China richten sie große Schäden an." sagt Dr. Helen Braasch von der BBA, Abteilung für nationale und internationale Angelegenheiten der Pflanzengesundheit in Kleinmachnow. Der Kiefernholznematode ist mit größter Wahrscheinlichkeit zu Beginn des Jahrhunderts mit Holz aus Nordamerika nach Japan eingeschleppt worden.

Dieser Fadenwurm ist in seiner Heimat Nordamerika (Kanada, USA, Mexiko) weit verbreitet, verursacht jedoch an dort heimischen Kiefern keine Schäden, während er einige Kiefernarten aus anderen Gebieten der Welt in ausreichend warmen Klimaten (mittlere Juli/August-Temperatur über zwanzig Grad Celsius) zum Absterben bringen kann. Er wird durch bestimmte, an Nadelgehölzen lebende Bockkäfer (Monochamus-Arten) bei deren Fraß an jungen Trieben und während der Eiablage an Ästen und Stämmen übertragen. Die Larven der Käfer entwickeln und verpuppen sich im Holz. Die sich im Holz schnell vermehrenden Nematoden gehen auf den frisch geschlüpften Käfer über, der sie unter den Flügeldecken und in den Atmungsorganen trägt. Während der Käfer nicht geschädigt wird, unterbinden die Nematoden in Kiefern den Harzfluss und schließlich die Wasserzufuhr.

Sowohl die Nematoden als auch die Käfer-Larven sind im Holz lange lebensfähig und können selbst mit Schnittholz weltweit verschleppt werden. An der Ausbreitung des Nematoden von Japan nach China, Taiwan und Korea hat der Holzhandel erheblichen Anteil. Nach Europa werden große Mengen Holz von Nordamerika und Sibirien importiert. Die Europäische Union hat strenge Quarantänemaßnahmen festgelegt, um die Einschleppung des Kiefernholznematoden aus Befallsgebieten zu unterbinden. Dazu gehören Entrindung, Freiheit von Bohrgängen der Käferlarven und Hitzebehandlung zur Abtötung der Nematoden und Käfer. Die Einhaltung dieser Maßnahmen wird an den Grenzeinlaßstellen kontrolliert.

Trotzdem ist es passiert. Seit dem Frühsommer diesen Jahres wissen wir, daß der Kiefernholznematode nach Portugal eingeschleppt wurde, sich begrenzt eingebürgert hat und Schäden an Seestrandkiefern (Pinus pinaster) verursacht. Der Nachweis, daß es sich um diesen Schaderreger handelt, wurde von der Biologischen Bundesanstalt in Deutschland erbracht. Offenbar hat eine in Portugal vorkommende Monochamus-Art den Nematoden bei der Brut in befallenen Bäumen aufgenommen und bereits weiter verbreitet. Die sofort eingeleiteten Bekämpfungsmaßnahmen haben in Portugal auch wirtschaftliche Auswirkungen, denn Portugal ist Papierproduzent und Holzexporteur. Andere europäische Länder fürchten die Ausbreitung des Nematoden und werden Maßnahmen zur Verhinderung seiner Einschleppung ergreifen.

Unsere Waldkiefer (P. sylvestris) sowie die auch häufig angepflanzte Schwarzkiefer (P. nigra) sind als anfällige Kiefernarten bekannt. Während der letzten vier Jahre haben im Rahmen eines EU-geförderten Forschungsprojektes, koordiniert von Dr. Helen Braasch, Erhebungen zum Auftreten von Holznematoden in Nadelgehölzen stattgefunden. Der Kiefernholznematode konnte dabei in Deutschland sowie in Italien, Griechenland und Österreich nicht festgestellt werden. Auch andere Fundorte in Europa sind nicht bekannt.

Wie der Nematode nach Portugal gelangte, ist unklar. Neben Holzimporten sind auch Verpackungsmaterialien aus Holz aus allen Befallsländern verdächtig. Forschung und Forstschutz sind jetzt gefordert, den Vormarsch des Nematoden in Europa zu stoppen. Auch bei Importen muß zukünftig genauer kontrolliert werden.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.