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News: Gegen den Strich

Dass die Sonne Gase ins All schleudert, die entlang schlaufenförmiger Magnetfeldlinien in die Sonne zurückfallen, ist längst bekannt. Die Aufnahmen der SOHO-Sonde zeigten nun allerdings, dass dies nicht nur im Bereich der Sonnenatmosphäre geschieht. Auch weit draußen, in fast drei Millionen Kilometern Entfernung, werden die vom Sonnenwind beschleunigten Gase plötzlich abgebremst und stürzen zurück.
Rückstürzende Gaswolke
Zunächst hatte Neil Sheeley gedacht, der Film aus zahlreichen Sonnenbildern des Solar and Heliospheric Observatory (SOHO) sei versehentlich rückwärts angelaufen. Denn deutlich war zu sehen, dass die Gasströme, die eigentlich von der Sonne ins All geschleudert werden, wieder zurückströmen - und zwar aus nie geahnter Entfernung.

Denn an sich ist dieser Prozess nicht ungewöhnlich; seit vielen Jahren kennt man die schleifen- und bogenförmigen Protuberanzen - allerdings sind die auf die untere, kühlere Sonnenatmosphäre beschränkt. Die von der SOHO-Sonde zur Erde gefunkten Bilder zeigen indes, wie Gase aus bis zu 2,7 Millionen Kilometern Entfernung in die Sonne zurückstürzen; das entspricht immerhin etwa dem zweifachen Sonnendurchmesser. Der Film lief also nicht rückwärts, obgleich man bislang glaubte, dass es von hier, wo der Sonnenwind bereits eine Geschwindigkeit von 120 Kilometern pro Sekunde erreicht, kein Zurück mehr gäbe.

Doch die Auswertung der alles in allem rund 8000 Bilder des Large Angle and Spetrometric Coronograph (LASCO) durch Neil Sheeley und Yi-Ming Wang vom Naval Research Laboratory in Washington zeigte klar, wie falsch diese Annahme ist. Der Film entstand, indem die Forscher kurz aufeinanderfolgende Aufnahmen voneinander subtrahierten, wobei der Abstand zwischen den Bildern 20 bis 25 Minuten betrug. Hintereinander betrachtet, wurde die Rückströmung dann leicht erkennbar.

Die Gaswolken unterliegen dabei nicht einfach der Anziehungskraft der Sonne, denn sie werden zunächst vom Sonnenwind käftig beschleunigt, bevor sie in großen Höhen plötzlich an Geschwindigkeit verlieren und sich schließlich auf den Rückweg machen. Die Forscher sind sich deshalb sicher, dass die Gase in den Bann einer Schlaufe des Magnetfelds geraten, worauf im Übrigen auch die seit einigen Jahren steigende Zahl dieser Ereignisse hindeutet - genau in der Zeit, in der auch die solare Aktivität ihr Maximum erreicht hat. Bis zu 20-mal am Tag hatte SOHO solche rückstürzenden Gaswolken schließlich beobachtet.

Die magnetischen Schlaufen entstünden, wenn der Sonnenwind das Magnetfeld weit ins All trüge, wo sie sich - ähnlich einem Gummbiand - verdrehen und umschnappen können. Auf diese Weise gelangte ein Teil des Magentfelds - und das zeigen die rückstürzenden Gasmassen an - wieder in die Atmosphäre zurück und würde dort recycelt.

Wenn die Forscher mit dieser Vermutung Recht haben, dann könnte dieser Prozess entscheidenden Einfluss auf die Stärke des Sonnenwindes haben, der ja auf der Erde nicht nur spektakuläre Polarlichter erzeugt, sondern auch Satelliten bedroht und den Funkverkehr stören kann. Vielleicht könnten diese Erkenntnis die Vorhersage des Sonnenwetters in Zukunft leichter machen.

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