News: Gegen die Blechlawine
Im Auftrag des Umweltbundesamtes entwickelten die Wissenschaftler der Universität Karlsruhe drei Szenarien für die geplante Abgabe. Im ersten Fall nahmen die Forscher eine SVA von 25 Pfennig pro Fahrzeugkilometer ausschließlich auf Bundesautobahnen an, wobei emissionsarme LKW bis zu 50 Prozent weniger bezahlen müssen als emissionsintensive. Bei mehr als 18 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht kommt noch ein Gewichtszuschlag hinzu. Das zweite Szenario beginnt ebenfalls mit einer durchschnittlichen SVA von 25 Pfennig pro Kilometer, die jedoch für alle Straßen gelten und außerdem bis 2010 auf 40 Pfennig erhöht werden soll. Und auch der Gewichtszuschlag soll in dem Zeitraum von fünf auf zehn Pfennig steigen. Zudem berechneten die Forscher hier zwei unterschiedliche Ansätze: Der eine enthält Verbesserungen im Schienengüterverkehr, der andere berücksichtig die momentanen Verhältnisse des Bahn-Angebots. Das dritte Szenario schließlich lehnt sich an das Modell der Schweiz an, das dort seit Anfang 2001 gilt. Es bezieht bereits LKW ab 3,5 Tonnen ein, gilt auf allen Straßen und verlangt je nach Gewichtsklasse zwischen 18 und 72 Pfennig pro Kilometer, die bis 2010 noch auch 30 bis 120 Pfennig pro Kilometer wachsen sollen. Und auch hier soll sich die Qualität des Schienengüterverkehrs verbessern.
Nach all ihren Berechnungen kommen die Wissenschaftler zu folgenden Schlüssen: Die SVA, wie sie derzeit noch geplant ist, wird das Verkehrsaufkommen auf den Autobahnen kaum verringern. Zudem werden Spediteure auf Nebenstrecken ausweichen, was entsprechend größere Belastungen für Bundes- und Landstraßen mit sich bringt. Und auch das zweite Szenario reduziert das Verkehrsaufkommen erst dann deutlich, wenn sich die Qualität des Schienengüterverkehrs steigert. Die höheren Kosten können die Unternehmer außerdem durch bessere Fahrzeugauslastung und Management des Fuhrparks mehr als ausgleichen. Die Differenzierung der Abgabe je nach Schadstoffausstoß sollte allerdings dazu führen, dass Spediteure schneller auf modernere und schadstoffärmere Fahrzeuge umsteigen.
Das "Schweizer Modell" schneidet hingegen um einiges besser ab. Den Berechnungen zufolge geht hier die Fahrleistung bis 2010 um durchschnittlich 16 Prozent zurück, auf Autobahnen um 30 Prozent. Dafür kann die Bahn nennenswerte Zuwächse verzeichnen.
Das Umweltbundesamt schlägt daher vor, dass die geplante LKW-Maut Vorkehrungen enthält, die verhindert, dass der Verkehr auf das nachgeordnete Straßennetz ausweicht. Außerdem soll sie den Schadstoffausstoß der LKW für die Höhe der Gebühr berücksichtigen, um die Unternehmer anzuspornen, alte LKW auszumustern und ihren Fuhrpark zu modernisieren. Die Einführung soll in vorhersehbaren Schritten erfolgen, damit den Betrieben Zeit bleibt, sich daran anzupassen. Und als absolut unabdingbar mahnt die Behörde bessere Angebote der Bahn im Güterverkehr an. Nur so kann die rollende Blechlawine vielleicht gebremst und verringert werden.
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