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News: Gehe zurück auf Los!

Die Natur nimmt nichts zurück. Hat die Evolution ein neues Merkmal hervorgebracht, dann bleibt es dabei - für immer und ewig. Ob es im Leben gar so streng zugeht, wie einige Wissenschaftler meinen, haben andere Biologen schon länger bezweifelt. Und anscheinend haben sie Recht: Passen Taufliegen sich über Generationen an einen besonderen Lebensraum an und werden dann in die Umgebung ihrer Vorfahren zurück versetzt, verschwinden manche neuerworbene Eigenschaften wieder. Ein paar Souveniers bleiben dagegen erhalten, obwohl sie eigentlich zu nichts mehr nütze sind.
Jeder kann mal einen Fehler machen. Schlimm wird es nur dann, wenn man sich weigert, das einzusehen und eine falsche Entscheidung rückgängig zu machen. Genau so stur geht aber die Evolution vor, glaubten viele Biologen. Andere gestanden der Natur hingegen eine gewisse Flexibilität zu. "Sowohl 'immer' als auch 'nie' sind falsch", sagt dazu Michael Rose von der University of California in Irvine (Nature vom 22. November 2000).

Zusammen mit Henrique Teotónio zog er "Ives" zu Rate, einen Taufliegen-Stamm, den er seit 25 Jahren im Labor züchtete. Die Forscher isolierten 20 Populationen und selektierten sie auf vier bestimmte Eigenschaften: Vermehrung zu einem frühen, mittleren oder späten Zeitpunkt im Leben beziehungsweise der Fähigkeit, lange ohne Futter auszukommen. Nach rund 50 Generationen unter diesen Bedingungen hatten die Fliegen sich angepasst und auseinanderentwickelt. Sie unterschieden sich aber nicht nur in Hinblick auf die Selektionsmerkmale, sondern auch in anderen Merkmalen wie zum Beispiel der Größe.

Dann kam der Schritt in die Vergangenheit: Rose und Teotónio setzten die Populationen wieder der Originalumgebung von Ives aus. Über mehrere Fliegen-Generationen beobachteten sie die Evolution der Tiere. Dazu zeichneten sie unter anderem die Entwicklungsgeschwindigkeit, den Fettgehalt, das Körpergewicht, die Fruchtbarkeit sowie die Widerstandskraft gegen Hunger auf.

Einige der neuen Merkmale bildeten sich nicht wieder zurück – selbst nach 50 Generationen nicht. Aber "die überwältigende Tendenz lautet Rückkehr", sagt Rose. In manchen Fällen waren die Anpassungen schon nach 20 Generationen verschwunden. Den Grund für diese unterschiedlichen Hartnäckigkeiten kennen die Wissenschaftler noch nicht. Offensichtlich fällt es auch der Natur nicht bei allen Fehlern gleich leicht, sie zuzugeben. Ein durchaus menschlicher Zug.

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