Wahrnehmung: Geheilte Blinde müssen sehen erst lernen
Einige von Geburt an blinde Menschen können mit medizinischer Hilfe ihr Augenlicht wiedererlangen – etwa, wenn ihre lichtundurchlässige Hornhaut operativ ersetzt wird. Ihr Gehirn muss dann allerdings zunächst lernen zu erkennen, was es eigentlich sieht, berichtet nun ein Forscherteam um Richard Held vom Massachusetts Institute of Technology in Cambridge. Zumindest einige Tage vergehen, bis die Betroffenen ihre bisherige ertastete Erlebniswelt mit optischen Reizen in Übereinstimmung bringen können, beobachteten die Wissenschaftler bei ihren Versuchen.
Held und Kollegen hatten fünf Kinder im Alter zwischen 8 und 17 Jahren untersucht, die an einem kongenitalen Katarakt beziehungsweise einer vollständigen Hornhauttrübung an beiden Augen litten – also seit ihrer Geburt höchstens hell und dunkel unterscheiden konnten. Alle Patienten wurden erfolgreich operiert und erlangten ihre Sehfähigkeit. Bald danach baten die Forscher die Kinder im Experiment darum, zunächst einen Legobaustein zu befühlen, um ihn anschließend zwischen anderen ähnlichen Objekten aus der Distanz zu identifizieren. Dies gelang den Kindern zunächst nicht, erst nach etwa fünf Tagen waren sie in der Lage, den zuvor erfühlten Baustein auch optisch häufig zu erkennen.
Die Forscher nutzen dabei den Fortschritt der modernen Medizin, um eine alte philosophische Fragestellung zu bearbeiten: Das vom englischen Empiriker John Locke im Jahr 1688 vorgestellte Molyneux-Problem, welches sich eben der Frage widmet, ob ein zunächst Blinder, der plötzlich sehen kann, die ihm durch Fühlen bekannten Gegenstände sogleich mit den Augen realisieren könne. Schon Locke hatte dies in seiner philosophischen Problemlösung verneint, Helds Forschungen geben ihm nun recht.
Held und Kollegen hatten fünf Kinder im Alter zwischen 8 und 17 Jahren untersucht, die an einem kongenitalen Katarakt beziehungsweise einer vollständigen Hornhauttrübung an beiden Augen litten – also seit ihrer Geburt höchstens hell und dunkel unterscheiden konnten. Alle Patienten wurden erfolgreich operiert und erlangten ihre Sehfähigkeit. Bald danach baten die Forscher die Kinder im Experiment darum, zunächst einen Legobaustein zu befühlen, um ihn anschließend zwischen anderen ähnlichen Objekten aus der Distanz zu identifizieren. Dies gelang den Kindern zunächst nicht, erst nach etwa fünf Tagen waren sie in der Lage, den zuvor erfühlten Baustein auch optisch häufig zu erkennen.
Die Forscher nutzen dabei den Fortschritt der modernen Medizin, um eine alte philosophische Fragestellung zu bearbeiten: Das vom englischen Empiriker John Locke im Jahr 1688 vorgestellte Molyneux-Problem, welches sich eben der Frage widmet, ob ein zunächst Blinder, der plötzlich sehen kann, die ihm durch Fühlen bekannten Gegenstände sogleich mit den Augen realisieren könne. Schon Locke hatte dies in seiner philosophischen Problemlösung verneint, Helds Forschungen geben ihm nun recht.
Offenbar bestehe demnach keine feste angeborene Verknüpfung jener taktilen und optischen angeregten Wahrnehmungskanäle, die bei gesunden Menschen im Normalfall bimodular an der Formerkennung beteiligt sind, interpretieren die Forscher ihr Ergebnis. Eine Verknüpfung könne aber schnell erlernt werden, wie sich zeigt; erfahrene Wahrnehmungen eines Sinn können demnach die Verarbeitung eines anderen beeinflussen. (jo)
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