Mesoamerika: Geheimnisse ergründen mit Unterstützung aus dem All
Rund 50 Kilometer nordöstlich von Mexiko-Stadt befinden sich die Überreste der einst größten Stadt des amerikanischen Kontinents. Doch schon zur Zeit der Azteken war Teotihuacán - die Stadt der Götter - ein verlassener Ort, dem nur noch mystisch-kultische Bedeutung zukam. Nun wollen Archäologen gemeinsam mit Physikern den Geheimnissen der Ruinenstadt auf den Grund gehen.
Die fast 2000 Jahre alte Sonnenpyramide von Teotihuacán ist eines der berühmtesten Baudenkmäler Mexikos. Jahr für Jahr strömen Heerscharen von Besuchern zu der Ruinenstätte, um dort die Zeugnisse einer versunkenen Kultur zu bestaunen.
Gerade zu Frühlingsbeginn zieht das monumentale Bauwerk einen besonderen Menschenschlag an: Dann erklimmen auch viele Esoteriker die steilen Stufen der 63 Meter hohen Pyramide. Von den Sonnenstrahlen hier oben versprechen sie sich einen ganz besonders frischen Schub an Lebensenergie.
Eine Gruppe mexikanischer Wissenschaftler hat indes wenig Sinn für dieses Treiben oder etwaige Sonnenbäder in luftiger Höhe. Sie betrachten die gewaltige Pyramide derzeit lieber von unten. Ihr Einsatzort ist eine in rund acht Meter Tiefe nahe des Mittelpunkts der Pyramide gelegene Höhle, in die sie über einen engen, unterirdischen Gang gelangen.
Der Sonnenstand ist hier unten nicht mehr von Belang. Die Forscher wollen in der feuchten Finsternis nur eines: die Intensität kosmischer Strahlung messen. Diese besteht aus einem regelrechten Hagel von Elementarteilchen aus den Tiefen des Weltalls, der unablässig aus allen Richtungen auf die Erde einprasselt. Doch warum dieser mystische Ort? Könnten die Wissenschaftler ihre Messungen nicht viel bequemer in ihrem Labor durchführen?
Nun, die Physiker und Archäologen der Autonomen Nationaluniversität Mexikos haben den Ort durchaus mit Bedacht ausgewählt, wollen sie dem Bauwerk doch seine Geheimnisse entlocken. Gesucht werden versteckte Grabkammern. Und dafür eignet sich die allgegenwärtige kosmische Strahlung offenbar ganz ausgezeichnet.
Falls nun die Sonnenpyramide in ihrem Inneren massiv ist, werden die aus allen Richtungen eindringenden Myonen gleichmäßig gebremst, erläutert Belmont. Gebe es hingegen irgendwo einen Hohlraum, dann würden die von dort kommenden Myonen mit einer etwas stärkeren Intensität auf die Messgeräte treffen. Dort könnten die Archäologen dann gezielt nach Grabkammern suchen.
Die Idee, auf diese Weise versteckte Räume aufzuspüren, ist eigentlich gar nicht neu. Die Mexikaner greifen auf ein von dem amerikanischen Physiknobelpreisträger Luis Walter Alvarez (1911-1988) entwickeltes Verfahren zurück. Und schon Alvarez hatte Ende der sechziger Jahre mit Hilfe eines Myonenmessgerätes die Chephrenpyramide in Ägypten untersucht. Er war damals zu dem Schluss gekommen, dass es in ihr keine unentdeckten Grabkammern gibt.
Die am Projekt beteiligten Archäologen erhoffen sich vor allem neue Erkenntnisse über die Regierungsform von Teotihuacán. Die Stadt war in ihrer Blütezeit um die Mitte des ersten Jahrtausends nach Christus mit rund 150 000 Einwohnern eine der größten der damaligen Welt. Es gab dort prächtige Villen und Paläste, kilometerlange Avenidas und ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem. Im achten Jahrhundert wurde Teotihuacán aufgegeben und zerstört, möglicherweise nach sozialen Unruhen oder Invasionen kriegerischer Nomaden. Die Azteken, die bei Ankunft der Spanier in Mexiko herrschten, fanden die Stadt nur noch in Ruinen vor und gaben ihr den heutigen Namen.
Gerade zu Frühlingsbeginn zieht das monumentale Bauwerk einen besonderen Menschenschlag an: Dann erklimmen auch viele Esoteriker die steilen Stufen der 63 Meter hohen Pyramide. Von den Sonnenstrahlen hier oben versprechen sie sich einen ganz besonders frischen Schub an Lebensenergie.
Eine Gruppe mexikanischer Wissenschaftler hat indes wenig Sinn für dieses Treiben oder etwaige Sonnenbäder in luftiger Höhe. Sie betrachten die gewaltige Pyramide derzeit lieber von unten. Ihr Einsatzort ist eine in rund acht Meter Tiefe nahe des Mittelpunkts der Pyramide gelegene Höhle, in die sie über einen engen, unterirdischen Gang gelangen.
Der Sonnenstand ist hier unten nicht mehr von Belang. Die Forscher wollen in der feuchten Finsternis nur eines: die Intensität kosmischer Strahlung messen. Diese besteht aus einem regelrechten Hagel von Elementarteilchen aus den Tiefen des Weltalls, der unablässig aus allen Richtungen auf die Erde einprasselt. Doch warum dieser mystische Ort? Könnten die Wissenschaftler ihre Messungen nicht viel bequemer in ihrem Labor durchführen?
Nun, die Physiker und Archäologen der Autonomen Nationaluniversität Mexikos haben den Ort durchaus mit Bedacht ausgewählt, wollen sie dem Bauwerk doch seine Geheimnisse entlocken. Gesucht werden versteckte Grabkammern. Und dafür eignet sich die allgegenwärtige kosmische Strahlung offenbar ganz ausgezeichnet.
Es ist, als würde der steinerne Koloss einer Röntgenuntersuchung unterzogen. Doch arbeiten die Wissenschaftler nicht mit Röntgenstrahlung, sondern sie haben in der Höhle Messgeräte zum Aufspüren so genannter Myonen installiert. Wie der Physiker Ernesto Belmont erläutert, handelt es sich hierbei um Elementarteilchen, die den Elektronen nahe verwandt sind, doch eine viel größere Masse besitzen. Sie sind außerdem ein häufiger Bestandteil kosmischer Strahlung, durchdringen alles, was sich ihnen in den Weg stellt, und werden nur von großen Gesteinsmassen abgebremst.
Falls nun die Sonnenpyramide in ihrem Inneren massiv ist, werden die aus allen Richtungen eindringenden Myonen gleichmäßig gebremst, erläutert Belmont. Gebe es hingegen irgendwo einen Hohlraum, dann würden die von dort kommenden Myonen mit einer etwas stärkeren Intensität auf die Messgeräte treffen. Dort könnten die Archäologen dann gezielt nach Grabkammern suchen.
Die Idee, auf diese Weise versteckte Räume aufzuspüren, ist eigentlich gar nicht neu. Die Mexikaner greifen auf ein von dem amerikanischen Physiknobelpreisträger Luis Walter Alvarez (1911-1988) entwickeltes Verfahren zurück. Und schon Alvarez hatte Ende der sechziger Jahre mit Hilfe eines Myonenmessgerätes die Chephrenpyramide in Ägypten untersucht. Er war damals zu dem Schluss gekommen, dass es in ihr keine unentdeckten Grabkammern gibt.
Die am Projekt beteiligten Archäologen erhoffen sich vor allem neue Erkenntnisse über die Regierungsform von Teotihuacán. Die Stadt war in ihrer Blütezeit um die Mitte des ersten Jahrtausends nach Christus mit rund 150 000 Einwohnern eine der größten der damaligen Welt. Es gab dort prächtige Villen und Paläste, kilometerlange Avenidas und ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem. Im achten Jahrhundert wurde Teotihuacán aufgegeben und zerstört, möglicherweise nach sozialen Unruhen oder Invasionen kriegerischer Nomaden. Die Azteken, die bei Ankunft der Spanier in Mexiko herrschten, fanden die Stadt nur noch in Ruinen vor und gaben ihr den heutigen Namen.
Bisher ist noch ungewiss, ob die Sonnenpyramide, die im ersten Jahrhundert nach Christus über der damals bereits existierenden Höhle gebaut wurde, als Begräbnisstätte gedient hat. Unter der benachbarten Mondpyramide wurde in jüngster Zeit eine größere Zahl von Skeletten ausgegraben, darunter aber anscheinend keine ehemaligen Herrscher. "Vielleicht werden wir gar nichts finden, oder wir finden einen reichen Schatz", grübelt Belmont. "Wir schließen nichts aus."
© spektrumdirekt/dpa
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