News: Geheimnisvolle Kugelblitze
Doch keine dieser Theorien konnte bisher experimentell überprüft werden: Den Wissenschaftlern gelang es nicht, einen Kugelblitz im Labor zu erzeugen. Ein Forscher baute sein Labor sogar auf dem Gipfel des Salvatore in Italien auf. Doch unter den hunderttausenden beobachteten Blitzen entdeckte er keinen Kugelblitz. 1991 erzeugten Yoshi-Hiko Ohtsuki und H. Ofuruton von der Waseda University in Japan ein glühendes, kugelartiges Plasmagebilde aus Mikrowellen-Entladungen, die in der Lage waren, Bretter zu passieren, ohne dabei Schäden zu verursachen. Jedoch waren die Versuchsbedingungen nicht mit einem Gewitter vergleichbar.
John Abrahamson und James Diniss von der University of Canterbury in Neuseeland vermuten nun, dass die Ursache von Kugelblitzen nicht physikalischer, sondern chemischer Natur ist (Nature vom 3. Februar 2000). Schlägt ein Blitz in den Boden, wandeln sich die Mineralkörner nach Ansicht der Wissenschaftler in kleinste Partikel aus Silicium sowie seinen Sauerstoff- und Kohlenstoff-Verbindungen um. Die nur etwa einhundert Nanometer großen Teilchen verketten sich dabei zu filigranen Netzwerken. Nachdem sie elektrische Hochspannungen in mineralischen Böden entladen hatten, machten Abrahamson und Diniss mit Hilfe eines Elektronenmikroskops Aufnahmen solcher Strukturen. Die Wissenschaftler sagen, die silkatischen Fäden könnten sich zu hellen, flauschigen Bällen zusammenfinden, die dann von Luftbewegungen emporgehoben werden. Die Helligkeit und Farbe der glühenden Substanz würden nach Berechnungen der Forscher mit denen bei Kugelblitzen übereinstimmen.
Der definitive Beweis für diese Theorie fehlt allerdings noch: Das Forscherduo war bisher nicht in der Lage, einen Kugelblitz auf diese Weise erzeugen. Bis dahin werden die mysteriösen Erscheinungen wohl noch im Dunkeln blitzen.
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