Computerlinguistik: Geheimtext aus dem 18. Jahrhundert entschlüsselt
Der Inhalt des 250 Jahre alten "Codex Copiale" war offenbar nur Eingeweihten vorbehalten: Denn alle 105 Seiten sind in einer verschlüsselten Geheimschrift abgefasst. Nun gelang es Wissenschaftlern mit Hilfe eines Computerprogramms das Manuskript zu dekodieren, das sich als Ritualschrift eines deutschen Geheimbunds entpuppte.
Der entschlüsselte Wortlaut des Geheimdokuments, das zwischen 1760 und 1780 geschrieben wurde, scheint ein Aufnahmeritual zu beschreiben: Der Anwärter soll beispielsweise eine Nachricht von einem unbeschrieben Blatt Papier ablesen – bei Misslingen werden ihm die Augen ausgewaschen. Wie die Sprachwissenschaftlerin Beáta Megyesi vermutet, könnte das Manuskript von einem okkulten Orden stammen, der unter anderem die Rituale der Freimaurer aufzeichnete. Außerdem existiere ein zweites Dokument des gleichen Geheimbunds, das die Forscher nun ebenfalls dechiffrieren wollen.
Im Jahre 1376 taucht der Name "Freimaurer" zum ersten Mal in einer Londoner Urkunde auf. Die geheime Vereinigung, der in vielen Ländern nur Männer beitreten dürfen, vertritt das Ideal, dass menschliche Konflikte durch Selbsterkenntnis, Toleranz und Nächstenliebe gelöst werden können. Weltweit haben die Freimaurer etwa sechs Millionen Mitglieder, die in 45 000 Vereinen, den so genannten Logen, organisiert sind.
Daniel Koch
Proceedings of the 4th Workshop on Building and Using Comparable Corpora, Portland (Oregon), 2011, S. 2-9
Zur deutschen Übersetzung des Geheimtexts
Insgesamt umfasst der Text 75 000 abstrakte Symbole sowie lateinische und griechische Buchstaben, die Kevin Knight von der University of Southern California, Beáta Megyesi und Christiane Schaefer von der Uppsala University in ein Dechiffrierprogramm fütterten. Zunächst gingen die Forscher davon aus, dass nur die lateinischen Buchstaben sinnvolle Zeichen darstellen würden. Als die Auswertung keinen Sinn ergab, ließen Knight und seine Kollegen den Text nach den häufigsten Buchstabenkombinationen filtern. Da sich der Codex lange Zeit in Berlin befand und zudem mit einem Namen in deutscher Schreibweise – "Philipp 1866" – endet, legten die Forscher ihrer Suche die deutsche Sprache zu Grunde. Ergebnis: Der Geheimtext muss tatsächlich hierzulande entstanden sein.
Der entschlüsselte Wortlaut des Geheimdokuments, das zwischen 1760 und 1780 geschrieben wurde, scheint ein Aufnahmeritual zu beschreiben: Der Anwärter soll beispielsweise eine Nachricht von einem unbeschrieben Blatt Papier ablesen – bei Misslingen werden ihm die Augen ausgewaschen. Wie die Sprachwissenschaftlerin Beáta Megyesi vermutet, könnte das Manuskript von einem okkulten Orden stammen, der unter anderem die Rituale der Freimaurer aufzeichnete. Außerdem existiere ein zweites Dokument des gleichen Geheimbunds, das die Forscher nun ebenfalls dechiffrieren wollen.
Im Jahre 1376 taucht der Name "Freimaurer" zum ersten Mal in einer Londoner Urkunde auf. Die geheime Vereinigung, der in vielen Ländern nur Männer beitreten dürfen, vertritt das Ideal, dass menschliche Konflikte durch Selbsterkenntnis, Toleranz und Nächstenliebe gelöst werden können. Weltweit haben die Freimaurer etwa sechs Millionen Mitglieder, die in 45 000 Vereinen, den so genannten Logen, organisiert sind.
Daniel Koch
Proceedings of the 4th Workshop on Building and Using Comparable Corpora, Portland (Oregon), 2011, S. 2-9
Zur deutschen Übersetzung des Geheimtexts
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben