News: Gelenke für die Ewigkeit?
Das Team kombinierte zwei Keramiken, die einzeln oft für die Herstellung von Hüftgelenks-Prothesen eingesetzt werden: Aluminiumoxid und Zirkonoxid. Dadurch entsteht ein Kompositmaterial, das stabiler als die Ausgangsstoffe ist. Die harten keramischen Materialien nutzen sich nicht ab, so dass sich beim Verschleiß kein Abrieb bilden kann, der mit der Körperflüssigkeit reagieren und Probleme verursachen könnte. (Advanced Materials vom Dezember 2000).
Ein Nachteil von Keramik ist jedoch ihre relativ hohe Brüchigkeit. Selbst kleine Sprünge an der Oberfläche können sich auf Dauer zu schwereren Materialfehlern entwickeln und schließlich einen Austausch des Implantates nötig machen. Daher müssen die Wissenschaftler erkennen, bei welcher Belastung ein Sprung beginnt sich zu vergrößern. Je höher dieser Belastungsgrenzwert liegt, desto besser ist das Material zu Herstellung von küstlichen Gelenken geeignet.
Die neue Komposit-Keramik hat eine viel höhere Belastungsgrenze als ihre Ausgangsstoffe – die Werte sind für Aluminiumoxid um 35 Prozent und für Zirkonoxid um 60 Prozent besser. Nach Ansicht der Forscher hält das Komposit-Material eine doppelt so hohen Belastung aus wie die Ausgangsmaterialien.
Das neue Material verspricht nach seinen Labortests zwar viel, aber allein der Einsatz im menschlichen Körper ist der entscheidende Test für geeignete Implantate, warnt David Huskins, von der University of Aberdeen. So sind viele andere Materialien und Designs zurückgenommen worden, da sie sich nach einem Einsatz bei Patienten als untauglich erwiesen haben, obwohl die Labortests vorher positiv verlaufen waren. Normalerweise dauert es 20 Jahre bis sicher ist, ob ein Material zu Verwendung für Implantate geeignet ist. Auch das Forschungsteam aus Lyon gibt zu, dass das neue Material noch in Struktur und Einsatzmöglichkeiten verbessert werden müsse. Dennoch sind die Wissenschaftler überzeugt: "Es wird möglich sein, die Lebensdauer von Oberschenkelhals-Prothesen zu verlängern und damit vielen Patienten bessere Lebensbedingungen zu verschaffen."
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 5.8.1999
"Eine lernfähige künstliche Hand"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 20.5.1999
"Prothesen parieren Phantomschmerzen"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 23.6.1999
"Die Kraft der Gedanken" - Spektrum der Wissenschaft 9/97, Seite 30
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
Der Heidelberger Verlag Spektrum der Wissenschaft ist Betreiber dieses Portals. Seine Online- und Print-Magazine, darunter »Spektrum der Wissenschaft«, »Gehirn&Geist« und »Spektrum – Die Woche«, berichten über aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.