News: Gemeinsam ist besser als einsam?
Was ist dran an diesen Bedenken? Stephanie Teasley und ihre Kollegen von der School of Information der University of Michigan begleiteten für einige Zeit mehrere Teams von Software-Entwicklern in einer großen Firma. Die Angestellten waren erst kürzlich in Großraumbüros umgezogen, in denen sie nun zu mehreren um einen großen Tisch saßen. Sie hatten vorher kaum oder keine Erfahrung mit dem Arbeiten in einer solchen "Runden-Tisch"-Atmosphäre gemacht. Als Ersatz für die verlorengegangene Privatsphäre bot die Firmenleitung benachbarte kleine Kabinen mit Computern und Telefonen an, in denen die Arbeitnehmer private Anrufe oder sonstige Angelegenheiten erledigen konnten.
In Umfragen vor dem Umzug schienen sie nicht allzu begeistert von der Idee zu sein. Doch am Ende waren sie positiv überrascht. Das Arbeiten in der neuen Umgebung gefiel ihnen sehr viel besser als erwartet, und sie fühlten sich auch durch ihre Kollegen weniger gestört, als sie zuvor dachten. Wie sie berichteten, lernten sie, Störungen auszuschalten und nur aufmerksam zu werden, wenn etwas Wichtiges geschah, das sie auch betraf. Steckte jemand in einem Problem fest, bekamen das die anderen schneller mit und konnten ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen. Und wenn einer etwas erklärte, konnten die anderen weitere Informationen einfließen lassen oder Fehler korrigieren.
Letztendlich zahlte sich das Modell aus. Allein in den sechs Entwicklerteams steigerte sich die Produktivität auf mehr als das Doppelte im Vergleich zu vorher. Und auch in weiteren nachgeordneten Arbeitsgruppen erhöhte sich die Arbeitsleistung um denselben Faktor, sodass sich die Produktivität schließlich vervierfachte. Dafür war zwar nicht allein die Arbeitsatmosphäre verantwortlich, sondern auch neue Techniken, welche die Software-Entwicklung beschleunigten. Aber wie Teasley erklärt, konnten diese Methoden nur an einem solchen "Runden Tisch" eingesetzt werden.
"Obwohl die Teammitglieder sich nicht darauf freuten, auf so engem Raum zusammenzuarbeiten, wurden ihnen im Laufe der Zeit doch die Vorteile klar, Leute für Koordination, Problemlösung und Lernen an der Hand zu haben", berichtet die Forscherin am 6. Dezember 2000 auf der Conference on Computer Supported Cooperative Work der Association for Computing Machinery in Philadelphia. "Diese Studie zeigt uns die Bedeutung, direkten Kontakt zu Mitarbeitern zu haben."
Der Heidelberger Verlag Spektrum der Wissenschaft ist Betreiber dieses Portals. Seine Online- und Print-Magazine, darunter »Spektrum der Wissenschaft«, »Gehirn&Geist« und »Spektrum – Die Woche«, berichten über aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung.
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